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Aldi vs. Lidl: Wer ist der bessere Kundenversteher?

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Schauen Sie sich diesen Koloss noch einmal ganz genau an. Vielleicht ist es das letzte Mal bevor er ins Discountmuseum kommt.

Aber jetzt erstmal zu einem völlig anderen Thema: Aldi muss kleinere Brötchen backen. Sozusagen. Der “Lebensmittelzeitung” zufolge verzeichnete Aldi Nord, der schrabbeligere der beiden Bruderdiscounter, im Geschäftsjahr 2011 einen Gewinnrückgang von 55 Millionen Euro. Mit dieser Zahl können Sie jetzt vielleicht nichts anfangen, aber das ging den Aldi-Nord-Managern mit dem Wort “Gewinnrückgang” vermutlich genauso. Die “LZ” schreibt vom schwächsten Ergebnis der vergangenen acht Jahre.

Das Geschäft mit Artikeln, die sich nicht aufessen lassen (Computer, Schlafanzüge, Schneeketten) soll 2011 nicht so gut gelaufen sein wie sonst. Und bei Lebensmitteln verliert Aldi in manchen Produktgruppen Marktanteile an die Konkurrenz.

Vor allem aber erklärt die Schwäche des Marktführers, warum nach jahrelanger Umbauverweigerung in diesem Jahr fast schon hektisch die Läden modernisiert werden und plötzlich lauter Markenartikel im Regal stehen: um zumindest diesen Nachteil gegenüber den Mitbewerbern, allen voran Lidl, auszugleichen.

Lidl geht dem Billig-Konkurrenten sowieso gerade mächtig auf den Keks. Weil die Nummer 2 im deutschen Discount offensichtlich auch die Backschlacht für sich entschieden hat. Zumindest wird (wieder laut “LZ”) bei Aldi Süd darüber nachgedacht, die wuchtigen Backautomaten, die seit zwei Jahren in den Filialen aufgestellt werden, wieder abzuschaffen. Gut, das hätte vorher natürlich niemand ahnen können: Dass es womöglich nicht optimal ist, mehrere Meter Regalfläche dafür zu verschenken, um beige Kolosse aufzustellen, die auf Knopfdruck vorgebackene Fertigbrötchen ausspucken, welche – bevor sie mit einem lauten “Klonk” in den Ausgabeschacht fallen – von den Kunden vorher nicht gesehen werden. Aus Aldi-Sicht war’s aber logisch: Weil Automaten nunmal automatisch arbeiten und nicht ständig die Aufmerksamkeit (teurer) Mitarbeiter brauchen, die Teigrohlinge aufbacken und Stationen nachfüllen müssen.

Bloß an eins haben die Sparfüchse von Aldi nicht gedacht: an das, was die Kunden vielleicht wollen. Wie praktisch für Lidl.

Vergleichen wir mal: In die Aldi-Backautomaten passen gerademal acht unterschiedliche Brot- und Brötchensorten. Die Brötchenknasts von Lidl verschlingen zwar ähnlich viel Platz, dort ist die Auswahl aber auch viel größer: außer Brot und Schrippen passen nämlich auch Croissants, Donuts, Schokobrötchen und Spinatsnacks rein. Insgesamt hat Lidl ca. 30 fertiggebackene Artikel im Angebot. Die Brötchenknasts haben auch so ihre Tücken, aber das scheint den Kunden egal zu sein, wenn das Sortiment stimmt.

Lidl hat gerade in ziemlich vielen Bereichen die Nase vorn. Und versteht es sehr gut, dem Konkurrenten, immer wenn der gerade aufholen will, wieder ein Stückchen davonzueilen. In seinen Berliner Filialen testet Lidl seit kurzem zum Beispiel, ob es sich lohnt, eine Stunde länger geöffnet zu haben.

Lassen Sie sich nicht davon täuschen, dass das im Vergleich zu den Öffnungszeiten vieler Supermärkte in der Großstadt, die oft erst kurz Mitternacht schließen, ein bisschen albern wirkt: Für einen Discounter wie Lidl ist es geradezu revolutionär. (Mitbewerber Penny hat zwar schon länger länger auf – aber das liegt daran, dass die Nummer 4 im Discount dringend aufholen muss.) Sollte der Lidl-Versuch in der Hauptstadt erfolgreich sein, wird es nicht lange dauern, bis Lidl in anderen Städten bis 21 Uhr öffnet. Und Aldi auch in dieser Hinsicht einlenken muss. Weil die Regel, dass um acht der Laden dicht gemacht wird und die Kunden gefälligst vorher kommen soll, dann nicht mehr gilt.

Das Aldi-Prinzip bröckelt. Für den Discounter wird es ein spannendes neues Jahr.

Fotos: Supermarktblog


Nieder mit den Backvollzugsanstalten!

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Häufig werden sie in viel zu kleinen Gitterkäfigen gehalten. In aneinander gereihten Fächern drängeln sich Laugenbrezeln, Frühstücksbrötchen und Buttercroissants auf engstem Raum. Tageslicht sehen sie fast nie in ihren holzimitatverkleideten Backbatterien.

So sieht für viele Backwaren inzwischen der Alltag in Deutschland aus.

Als "Backstube" getarnte Backwarenvollzugsanstalt bei Netto (ohne Hund)

Nach dem großen Erfolg von Lidl ist derzeit der Mitbewerber Netto (ohne Hund) damit beschäftigt, seine Filialen mit eigenen Backvollzugsanstalten auszustatten. Wie Supermarktblog-Kommentator McDuck unter diesem Eintrag ergänzt hat, stehen die so genannten “Backstuben” nicht nur im Amberger Discount-Test “Mein Laden”, sondern auch in vielen regulären Filialen. So sieht das aus.

Anders als Lidl verzichtet Netto (ohne Hund) auf einen teuren Anbau und stopft den Brötchenknast direkt in die – oft sowieso schon viel zu kleinen – Filialen. Ein “Backofen” ist direkt in die Front integriert, in manchen Läden reicht’s auch noch für eine Brotschneidemaschine. Damit kann Netto (ohne Hund) es zwar längst nicht mit der Auswahl aufnehmen, die Lidl seinen Kunden bietet, versucht aber, wenigstens so zu tun.

Die Backthekisierung deutscher Supermärkte und Discounter hat damit so langsam ihren Höhepunkt erreicht.

Es gibt nur noch wenige große Ketten, die ihrer Kundschaft nicht meterweise aufgebackene Industriebrötchen in den Einkaufswagen drängeln. (“Backfactory”, “Backwerk” und diverse Kettenbäcker haben ja bereits gute Vorarbeit geleistet.) Rewe forcierte den Absatz der Billigbrötchen in seinen Ost-Filialen gerade mit einem großzügig beworbenen Generalrabatt:

“15 Prozent auf alle frischen Backwaren aus der Backstation!”

Rewe wirbt mit Backrabatt

In Großbritannien passiert lustigerweise gerade das Gegenteil. Viele Briten scheinen genug vom Fertigbrot zu haben. Diejenigen, die es sich leisten können (oder wollen), kaufen stattdessen in kleinen Bäckereien ein, die vor allem in London wie, äh: Pizzabrötchen aus dem Ofen schießen und nicht nur klassische Handarbeit versprechen, sondern auch auf Zusatzstoffe verzichten. So wie die 1999 im Stadtteil Islington gegründete “Euphorium Bakery”. Sieben Filialen gibt es inzwischen in London. Jetzt ist Euphorium einen Pakt mit dem Supermarktteufel eingegangen (so sehen es jedenfalls manche Indie-Bäcker): mit Tesco.

Einerseits werden Euphorium-Filialen in größeren Tescos integriert. Andererseits passt der Handwerksbäcker mit seinen höheren Preisen nicht so recht zum Kundenprofil des Mainstream-Supermarkts. Deshalb testen die Partner seit kurzem zusammen ein neues Konzept.

Im vergangenen März eröffnete Tesco in seiner Filiale in Hackney das erste “The Bakery Project”, für das sämtliche Designverbrechen des übrigen Ladens ignoriert wurden. In der Mitte der Backbucht, die direkt vom Laden aus zugänglich ist, steht ein großer Holztisch mit frisch gebackenen Broten und Gebäck unter kleinen Häubchen. In einer Kühltheke gibt’s Torten und Kuchen. Vieles lässt sich erstmal probieren.

(Für größere Ansicht bitte anklicken.)

In Hackney testet Tesco "The Bakery Project"

Das (verpackte) Hauptangebot lagert an den Seiten in schlichten, durchnummerierten Regalen (“Bays”): rechts Brote, links Süßes. Der Schwerpunkt liegt auf britischen “Klassikern”, die auch schon vor dem Laden entsprechend aufwändig beworben werden: “The Dundee”, “The Victoria”, “The Battenberg”.

"The Bakery Project": Freiliegende Brote statt Backvollzug

Das Angebot ist ziemlich groß. Die Preise sind (im Vergleich zu den Handwerks-Bäckereien) moderat.

Zwischen den Metallregalen hängen Zutatenlisten und Rezepte zum Zuhausenachbacken.

Zuhause nachbacken? Die Zutatenliste gibt's gratis

Außerdem können die Tesco-Kunden immer montags mitentscheiden, was vorübergehend ins Sortiment aufgenommen werden soll, so wie das Knoblauch-Käse-Spinat-Jalapeno-Brot für 1,50 Pfund (“Voted in by you”).

"Voted in by you": "The Bakery Project" lässt Kunden neue Produkte auswählen

Natürlich ist das erst einmal ein großer Backzirkus, ganz ähnlich wie ihn in Deutschland Kamps mit seinen “Backstuben” seit einiger Zeit veranstaltet. Das britische Blog “Cake and Fine Wine” hat gerade sehr schön beschrieben, warum genau das funktionieren könnte: Hackney im Osten der Stadt ist der Bezirk, der gerade kräftig durchgentrifiziert wird, was weniger am nahegelegenen Olympia-2012-Standort liegt, der gerade zu einer gruseligen Mischung aus Einkaufszentrum und Spießbürgersiedlung umgebaut wird, sondern daran, dass die Studenten und die Künstler schon längere Zeit dort sind und jetzt die Leute nachkommen, die ein bisschen mehr Geld haben und eher darauf achten, was sie einkaufen.

“The Bakery Project” ist gemacht für Leute, die keine Lust auf Discount-Backwaren haben, denen aber gleichzeitig die Indie-Bäcker zu teuer sind: also ein Konzept für den (kleinen) Massenmarkt. Ein zweites “Bakery Project” hat gerade im neuen Tesco in Watford eröffnet.

Das einzige Problem ist, findet zumindest “Cake and Fine Wine”: Die Sachen schmecken nur halb so lecker wie sie aussehen.

“I’m all for putting it in supermarkets. But the Bakery Project clearly aren’t going to be the ones who do that, unless they up their game.”

Tesco-Filiale mit "the Bakery Project" in Hackney

Für deutsche Supermärkte allerdings wäre ein vergleichbares Konzept ein riesiger Gewinn. (Wobei eventuell mit Einschränkungen wegen der behördlichen Hygienevorschriften zu rechnen wäre; mehr dazu ein andermal.)

Ketten wie Rewe machen mit ihren Billigbacktheken wieder denselben Fehler wie früher mit ihren kompletten Ladenkonzepten: Sie versuchen, die Discounter mit deren Mitteln zu schlagen. Das ist dumm. Schließlich haben die Supermärkte in den vergangenen Jahren vor allem deshalb aufholen können, weil sie die Unterschiede zum Billig-Wettbewerb herausgestellt haben: mit hochwertigeren Bedientheken, einem breiteren Angebot, besonderen Produkten. Es ist höchste Zeit, dass das endlich auch für Brot und Brötchen gilt. Weil sich Supermärkte auf Dauer mit 1-Euro-Standardbrot-Aktionsangeboten keinen Gefallen tun werden.

Nieder mit den Backvollzugsanstalten!

Fotos: Supermarktblog

Lidls Flirt mit der Supermarkt-Strategie

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“Zwei Seelen wohnen, ach! in seiner Brust, die eine will sich von der andern trennen: die eine hält in derber Billiglust sich an die Welt mit klammernden Aktionen; die andre hebt gewaltsam sich zum Neuen und will die Konkurrenz nicht schonen.”

So – oder so ähnlich – hätte Goethe vermutlich die momentane Gemütsverfassung von Lidl zusammengefasst, wenn der Dichter nebenbei Supermarkt-Blogger gewesen wäre.

Lidl-Markt in Berlin

Es ist nämlich so:

Einerseits will der ewige Aldi-Widersacher keinesfalls an seinem Niedrigpreis-Image rütteln, das er über Jahre sorgfältig aufgebaut hat und mit den “Super-Samstagen” kontinuierlich pflegt.

Andererseits haben die Manager in der Neckarsulmer Zentrale – ähnlich wie die Konkurrenz – genau im Blick, wie sich die Ansprüche der Discount-Kundschaft verändern und wissen, dass die Märkte sich mitändern müssen. Vielleicht ist Lidl auch bloß der Erfolg  seiner Brötchenknasts und der Deluxe-Lebensmittel zu Kopf gestiegen. In jedem Fall versucht der Discounter gerade, sich ein Stück weit neu zu erfinden: durch mehr Frische und moderneres Produktdesign. Fast wie ein Supermarkt.

Aldi Nord hat beim Umsatz wieder deutlich zugelegt, nachdem die einstigen Einkaufshöhlen zumindest notdürftig an Designstandards aus diesem Jahrhundert angepasst wurden. Und in Großbritannien hat Lidl mit der neuen Taktik schon ein paar Erfolge erzielen können.

"Like Meat, Love Lidl", meint der Discounter in seinen britischen Filialen

So berichtete Lidl-UK-Geschäftsführer Ronny Gottschlich kürzlich dem britischen Fachmagazin “The Grocer”, der Anteil frischer Produkte mache in den britischen Läden bereits 40 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Der im Laden reservierte Platz für Frischeprodukte sei deutlich größer geworden, demnächst solle es in den Filialen auch frischen Fisch geben. Warum Lidl das macht? Gottschlich sagt:

“Je mehr Frische die Kunden sehen, desto mehr kaufen sie insgesamt ein.”

In Deutschland testet Lidl dieselbe Strategie: Manche Läden sind bereits umgebaut worden, um mehr Frische unterzubringen. Es gibt Kühltruhen, die ausschließlich für frisches (abgepacktes) Fleisch, frisches (abgepacktes) Geflügel und frischen (abgepackter) Fisch reserviert sind. Die Truhen sind nicht mit Regalen überbaut, stattdessen wirbt der Discounter darüber auf großen Schildern für das erweiterte Angebot.

Lidl will frischer werden und stellt deswegen mehr Kühltruhen in den Laden

Dazu gibt es neuerdings Stationen mit Nüssen und Trockenfrüchten, an manchen können u.a. Pistazien aus Plexiglasboxen je nach gewünschter Menge abgefüllt werden. Gewogen wird an der Kasse.

Nüsse und Trockenfrüchte sind bei Lidl jetzt "Fine"

Auf Supermarktblog-Anfrage erklärt eine Sprecherin des Discounters:

“Der Anspruch unserer Kunden an die Sortimentsvielfalt ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Um dem gerecht zu werden, hat sich das Lidl-Sortiment insbesondere in den Frischebereichen – dazu zählen Frischfleisch und Frischgeflügel, Backwaren und Kühlprodukte wie Convenience-Produkte – deutlich weiter entwickelt.”

Wer genau hinschaut, dem fallen noch weitere Änderungen auf: In einigen Läden lagern höherwertige Weine plötzlich in Holzkisten. Die (leicht vergrößerte) Obst- und Gemüse-Ablage ist mit Holzimitataufklebern verkleidet worden.

Manche Sortimente kriegen eine völlig neue Optik: Ein Teil der bislang pseudo-amerikanisch bunt verpackten Nuss- und Körnermischungen heißt neuerdings nicht mehr “Alesto”, sondern “Alesto Fine” und sieht hochwertiger verpackt aus. Im Kühlregal hat Lidl Anfang 2013 die Eigenmarke “Chef Select” für Fertiggerichte eingeführt, bei der man anhand der (ziemlich modernen) Verpackung nicht mehr sagen könnte, dass sie aus dem Discounter stammt. Es gibt Sandwiches, Microwellen-Mahlzeiten, Suppen, Asia-Gerichte. Manche Produkte, die bereits im Sortiment sind, werden einfach neu gelabelt. Drin ist aber wohl dasselbe wie früher (z.B. in der Lasagne; der “Chef Select”-Pizzateig schmeckt auch noch genauso pappig wie der von “Trattoria Alfredo”, der vorherigen Lidl-Eigenmarke).

Neue Verpackung, alter Geschmack: "Chef Select"-Eigenmarke bei Lidl

Mit “Chef Select Premium” probiert Lidl außerdem, ob sich die Begeisterung der Kunden für die Deluxe-Produkte, die es vor Feiertagen in Aktionswochen zu kaufen gibt, auch aufs Standardsortiment übertragen lässt – mitsamt der Akzeptanz höherer Preise, versteht sich. Die weiß-schwarze Verpackung erinnert wohl nicht zufällig an das Deluxe-Sortiment.

Microwellenessen deluxe? Lidl testet's im Kühlregel

Das heißt also: Lidl will supermarktiger werden und gleichzeitig Discounter bleiben.

Im Laden passen diese Widersprüche bisher noch nicht zusammen. Einerseits werden die Läden aufgehübscht, andererseits kleben weiter überall Aktionspreise in unübersehbarem Neonorange. Naturmaterial imitierende Aufkleber und Holzkisten für Wein sind Uraltsünden aus der Discounter-Trickkiste – wenn Lidl demnächst noch Fototapeten in die Läden kleben würde, wäre man so weit wie der ewige Nachzügler Penny vor drei Jahren.

Die Konzentration auf mehr Frische könnte Konkurrenten hingegen weh tun: Weil Kunden sich daran gewöhnen, ihren Kompletteinkauf im Discount zu erledigen, und die Gründe, noch mal einen anderen Markt anzusteuern, weniger werden.

Genauso gut kann die Strategie nach hinten losgehen: Weil Kunden es hassen, vor leeren Regalen zu stehen. Um am Ende des Tages nicht zuviel Frischware auszusortieren (und Verluste zu produzieren), sehen die Kühltruhen aber zu späterer Stunde auch mal so aus:

Was vom Sushi übrig blieb: Frischfischtheke bei Lidl

Ganz ohne Risiko ist der Test also nicht. Egal, welche Strategie sich am Ende durchsetzt: Die Ramschpalettenzeit bei Lidl ist ein für alle Mal vorbei.

Fotos: Supermarktblog

Jetzt mit Back-Stein-Design: Penny tauft seinen Brötchenknast

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Entschuldigen Sie bitte, wenn’s schon wieder um das Aufbacktheater geht, das Discounter und Supermärkte seit geraumer Zeit in ihren Läden veranstalten. Aber die Backchronistenpflicht erfordert Vollständigkeit. Erst recht, wenn es um Rewes Aufholdiscounter Penny geht, der ja immer noch dabei ist, seine Läden aufs neue, schnörkellose Design umzustellen, damit er der Konkurrenz endlich mal ein bisschen gefährlich werden kann.

Mit den bisherigen Backstationen ist die Rechnung aber wohl nicht aufgegangen. Gegen die bei Lidl eingeführten XXL-Brötchenknasts und die Backstubenprosa von Netto (ohne Hund) sahen die Theken von Penny recht schlicht aus. Deshalb wird jetzt zurückgeschnörkelt, was die Stulle hält.

Aus Grau wird Creme: Schnörkelumschwung bei Pennys Brötchenknast

Der kompletten Regalreihe mit Brot und Brötchen inklusive Backstation ist das neue Konzept “Bäckerkrönung” übergestülpt worden (“Lassen Sie sich doch in Ihrem Penny-Markt mal wieder vom warmen Backstubenduft zu einem knusprigen Brot verführen!”; Werbespot ansehen).

Es scheint daraus zu bestehen, die anthrazitfarbene Wandgestaltung durch ein hell-beiges Back-Stein-Relief zu ersetzen, das von einem Holzrand eingerahmt wird und in der Mitte auf einem hölzernen Schild das neue Logo stehen hat: eine mutierte Brezel, die sich in eine grantelige Wolke verwandelt, wenn man zu lange hinsieht. (Vergleichen Sie selbst: vorher/nachher.)

Daneben hängt auf einem weiteren Schild “Unser Versprechen”:

“Hergestellt in Deutschland
Bestes aus der Natur
Ohne Zusatz von Konservierungsstoffen”

Penny verspricht seiner Kundschaft also das, was die schon bisher erwartet haben könnte. Um noch mehr Eindruck zu schinden, ließe sich die Liste beliebig mit weiteren Selbstverständlichkeiten erweitern:

“Essbar, weil ohne Glasscherben
Nicht übermäßig gefärbt
Von Natur aus ungiftig” (usw.)

In dem (von mir besuchten) frisch umgebauten Laden war die Änderung deshalb besonders auffällig, weil das Sortiment an die Stirnseite des Markts verlagert wurde, wo üblicherweise die Kühltheken stehen. (Kann aber sein, dass das bautechnisch bedingt war.) Sogar die Märkte, die schon längst aufs neue Penny-Design umgestellt waren, sind noch eimal umgebaut worden. Das kostet. Penny muss es ernst sein mit dem Mini-Strategieschwenk.

Das komplette Backsortiment heißt jetzt "Bäckerkrönung" und hat passend dazu ein Back-Stein-Design verpasst bekommen

In jedem Fall heißen nun auch die Eigenmarkenbackwaren des Discounters “Bäckerkrönung”, und abgesehen davon, dass das einem ärgerlichen Rückfall in frühere Fototapetenzeiten nahekommt, ist nun wohl endgültig entschieden: Im deutschen Aufbackhandwerk besteht ab sofort ein Zwang, seinem Brötchenknast einen Rufnamen zu geben. Edeka, Netto (ohne Hund) und Penny sind jetzt versorgt. Mit Spannung erwarten wir nun, was Aldi und Lidl unternehmen. “Back-o-thek”? “Backeria”? “Back-around-the-clock”?

Vorschläge werden in den Kommentaren entgegengenommen.

Fotos: Supermarktblog

Zur Geschichte des Brötchenknasts: Haben Sie heute schon eine Backware kontaminiert?

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"Freshly baked today": Brotkörbe bei Sainsbury's

Es ist der Alptraum jedes deutschen Hygienevorschriften-Regelausdenkers: Ein offen im Laden herumstehender Korb mit aufgebackenen Brötchen und Teilchen, die jederzeit von unbefugter Kundschaft betatscht werden könnten. Und trotzdem sind die Frischluftkörbe (wie bei Sainsbury’s in Großbritannien, siehe Foto) in vielen Ländern Standard.

Manchmal stehen sogar ganze, hübsch dekorierte Tische frei beniesbar herum, wie bei Tescos “Bakery Project”!

Tescos "Bakery Project": Frische Backwaren, frei beniesbar im Laden liegend

Bei uns nicht.

Deutsche Supermärkte bauen monströse Theken in ihre Läden, aus denen Roggenbrötchen erst nach Überwindung gitterhafter Hindernisparcours und Plastikklappen herausgefischt werden können. Gerade erst hat Penny aufgerüstet.

Nicht umsonst werden die Stationen im, ähm, Volksmund deshalb “Brötchenknast” genannt. Schuld an besagtem Backwarenvollzug sind aber nicht (nur) die Supermärkte und Discounter, sondern die “Lebensmittelhygienischen Anforderungen an die Abgabe von Brot, Kleingebäck und Feinen Backwaren in Selbstbedienung”, wie sie zum Beispiel das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit übersichtlich zusammengestellt hat (pdf).

Und Regelungen, wie sie in der neuen DIN-Richtlinie 10535 stehen, die sich um “Backstationen im Einzelhandel” kümmert und voraussichtlich im August veröffentlicht werden soll. (Bisher gibt es sie lediglich als Entwurf, die Einspruchsfrist ist gerade abgelaufen, jetzt werden Änderungen eingearbeitet.)

Viele der Vorgaben kommen Ihnen und mir als Selbstverständlichkeit vor, sind aber noch mal aufwändig in Behördenprosa verpackt, um auch tatsächlich ernst genommen zu werden (“Der unbefugte Zugriff auf die auskühlenden, noch nicht zum Verkauf bestimmten Backwaren, ist zu verwehren”).

Aber womöglich ist es gar nicht schlecht, dass es für den hektischen Alltag im Laden solche Regeln gibt (deswegen z.B.) und dass sie vom Arbeitskreis NA 057-02-01-27 AK “Backstationen im Einzelhandel” noch mal aufgeschrieben wurden, alleine schon wegen “der weiten Verbreitung dieses Angebotskonzepts”, wie es in der Einleitung des DIN-Entwurfs heißt.

Beim Backstationen-Ausprobierer Lidl heißt es auf Anfrage, man habe den Ausschuss “federführend (…) ins Leben gerufen”. Die Norm solle “als Hilfestellung für alle Unternehmer genutzt werden, die in Ihrer Verkaufsstelle frische Backwaren verkaufen”:

“Wichtig ist (…) eine gleiche Auffassung der Regeln und Gesetzesregelungen auf Seiten der Unternehmer und der Lebensmittelüberwachung.”

Die Einhaltung der Norm ist zwar kein Gesetz, muss seitens der Unternehmen also freiwillig geschehen. Aber wenn Sie demnächst den Einbau eines Brötchenknasts in ihren Laden planen, achten Sie doch bitte trotzdem darauf, “dass ein Verkaufsmöbel vom Vorbereitungsbereich aus rückseitig bestückt werden kann”, dass “Wände (…) zur Erleichterung von Reinigungsmaßnahmen keine horizontal vorstehenden Ränder und Simse aufweisen”, und dass “eine Kontamination der angebotenen Backwaren durch die entnehmenden Verbraucher vermieden wird”.

Sehen Sie, so nennen die Profis das, wenn Sie am Brötchenknast ihr Abendbrötchen in eine Tüte packen: Kontamination.

Um ebendiese zu vermeiden, existieren bereits eigene DIN-Regeln, deren Namen sich auch problemlos als Titel für in der Zukunft spielende Behördenhorrorfilme nutzen ließen, so wie “DIN 10501-3 Lebensmittelhygiene Verkaufsmöbel – Teil 3: Verkaufsbehälter für Lebensmittel, die bei Umgebungstemperatur feilgeboten werden”.

Das Bayerische Landesamt für Dings und Lebensmittelbums fasst’s dankenswerterweise noch mal zusammen: Es brauche “Schutzmaßnahmen”, damit “der Kunde nur durch die dafür vorgesehene Entnahmeöffnung an die Backwaren gelangt”. Dafür müssten “geeignete Hilfsmittel” zur Verfügung gestellt werden, also “Einmalhandschuhe oder Entnahmebesteck mit hygienischer Ablage”, außerdem sind “Rücklegesperren” für einmal “kontaminierte” (also: angefasste) Ware nötig.

Genau das ist der Grund, warum Sie sich am Brötchenknast in vielen Discountern mit dem Eisenrüttler ihre Wunschbackware übers Zwischengitter in die Auffangmulde schubbern müssen!

Ideal für Dreihänder: Brötchenknast bei Rewe

Wobei z.B. die Lidl-Variante immer noch praktischer ist als die, die sich Rewe für die Backtheken in zahlreichen Filialen ausgedacht hat. An denen müssen Kunden mit einer Hand die Plastikklappe zur Brötchenbox aufhalten, um mit der zweiten Hand die davor baumelnde Backwarenzange zu schnappen, mit der sich die Ware in die Tüte umdisponieren lässt, die derweil, tja, von der dritten Hand aufgehalten wird.

Vielleicht bin ich da pingelig, aber: Kann es sein, dass Backtheken, die sich ausschließlich zu zweit oder von dreiarmigen Aliens bedienen lassen, in der täglichen Handhabung ein bisschen unpraktisch sind?

Brötchenknast-Pionier Lidl experimentiert, nachdem sämtliche Filialen inzwischen mit entsprechenden Stationen ausgerüstet werden, inzwischen mit weiteren Systemen. Aus den neuen Theken werden die Brötchen nicht mehr von vorne gefischt, sondern mit dem bekannten Eisenrüttler seitlich durch ein Gitter geschubst, um dem Kunden auf einer Krümelrutsche entgegenzukullern.

Jetzt mit Krümelrutsche: Neue Backstationtypen bei Lidl

Im neuen “Kassettenregal” (so nennt Lidl die Theken) seien die Waren besser ausgeleuchtet, heißt es auf Anfrage. Eine Sprecherin des Discounters erklärt:

“Das Backwarensortiment ist somit in den einzelnen Regalboxen besser sichtbar und die Entnahme der Ware bequemer. Durch den Wegfall der vorderen Klappentechnik ist es möglich, die komplette Kapazität der Regalboxen für die Warenpräsentation zu nutzen.”

Lidl-Backstationen: Bessere Aussicht vor der Kontamination

Bei Neueröffnungen oder Modernisierungen von Filialen werde grundsätzlich der neue Typ eingesetzt. Eine Umrüstung der übrigen Filialen sei “derzeit nicht vorgesehen”. Nur das allererste Modell (“in Bucheoptik”; kein Foto) sei bereits komplett ersetzt worden.

An den riesigen Ausmaßen seiner Backvollzugsanstalten hat Lidl freilich nichts geändert. Immerhin ist jetzt aber nicht nur der Einblick, sondern auch der Ausblick durch die großen Fensterfronten besser als früher. Damit die Brezeln, Brötchen und Butterteilchen sofort erkennen können, wer sich ihnen da aus dem Laden als Kontaminator nähert. Nämlich: Sie.

Mit Dank an die Supermarktblog-Leser McDuck und xrw.

Fotos: Supermarktblog

Wie Edeka auf die Brötchenknast-Initiativen der Discounter reagiert

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Im Wettbewerb um das schmuckreichste Backtheater liegen die Discounter derzeit eindeutig in Führung. Netto (ohne Hund) dichtete sich die “Backstube” an, Penny hat seine Aufbackware im Laden als “Bäckerkrönung” geadelt, woraufhin Lidl die Initiative “Unser Brot” startete. (Für die an den Filialen interessanterweise ohne Lidl-Logo geworben wird.)

Und was unternehmen die klassischen Supermärkte? Edeka hat zwei sehr verschiedene Wege aufgetan, um auf die neue Konkurrenz zu reagieren.

1. Die Ingolstadt-Methode

Ingolstädter E-Center in Bushaltestellenform (hinten)

Ins Ingolstädter Industriegebiet stellte die Edeka-Regionalgesellschaft Südbayern 2006 ein E-Center, das aussieht wie eine riesige Bushaltestelle für Lebensmittel. Grund dafür ist, dass der Markt unter seinem leicht überstehenden Flachdachaufsatz auf zwei Seiten komplett mit Fenstern bewandet ist, was beim Einkaufen dazu führen kann, dass man sonnenstandbedingt vorm Gemüseregal erleuchtet wird.

Von der hohen Decke strahlen zahlreiche Lichtpunkte. Ansonsten mag Edeka die Kundschaft nicht weiter mit Besonderheiten stören und erlaubt den unverstellten Blick durch den ganzen Markt.

Edeka in Ingolstadt: Erleuchtung am Gemüseregal und freier Blick in den Laden

In dessen Vorkassenzone verkauft die Edeka-eigene Backstube Wünsche Bergbauernbrot, Bierstangerl und Tropic-Joghurt-Taschen (“feinstes Plundergebäck mit saftiger Joghurt- und Pfirsich-Maracuja-Füllung”). Das Besondere daran ist, dass die mutige Plunderzutatenbefüllung komplett konkurrenzlos geschieht. Denn in besagtem E-Center verzichtet Edeka auf eine Backstation mit Aufbackbrötchen, wie sie sonst fast überall zur Standardeinrichtung gehören.

Bei der Eröffnung sei damals einfach keine Station eingeplant gewesen, erklärt ein Edeka-Südbayern-Sprecher und meint, das könne “aufgrund der Entwicklungen des Marktumfeldes und Nachfrage jederzeit neu bewertet werden”. Im Moment scheint die Kundschaft aber, ähm, keine Wünsche übrig zu haben, die eine Nachrüstung veranlassen würden.

In Südbayern ticken die Uhren offensichtlich noch anders. Zumal es aus Sicht von Edeka womöglich um eine Spitzen-Serviceleistung handelt, in der Ladenmitte noch mal ein paar Einkaufskörbe aufzustellen, deren Handhabung eigens erklärt werden muss:

“Bitte an der Kasse wieder abgeben.”

Einkaufskörbe in der Ladenmitte sind ein besonderer Edeka-Service

Vorher wollen Sie als Kunde vielleicht noch hier Platz nehmen, um nachher Ihren Bekannten berichten zu können, dass Sie schon mal in der traurigsten Verschnaufpausen-Kaffeeecke des deutschen Einzelhandels gesessen haben:

Stilvolles Kaffeepausieren auf Steinteppich: Im E-Center kein Problem

Die Ingolstadt-Methode geht so: Backstation-Aufrüstung der Discounter ignorieren!

2. Die Leipzig-Methode

Die Höfe am Brühl sind eigentlich ein großes Einkaufszentrum, sehen von außen aber fast nicht so aus

Nach Einkaufscenter sehen die Höfe am Brühl, die sich Leipzig an den Rand seiner Fußgängerzone hat würfeln lassen, auf den ersten Blick nicht aus, und das liegt am architektonisch ambitionierten Fassadenversteckspiel des riesigen Brockens, in dessen Bauch außer den üblichen Ladenketten im Untergeschoss auch ein Edeka (E Potrzebski) wohnt, der so ziemlich das Gegenteil von dem Center in Ingolstadt ist – nicht nur wegen der sehr unterschiedlichen Größenverhältnisse, sondern weil die Einrichtung des Leipziger Ladens auf das jeweilige Sortiment abgestimmt ist.

Die runde Fischtheke leuchtet so blau, dass man jederzeit damit rechnen müsste, von Scotty einen riesigen Aal darauf gebeamt zu kriegen.

Die Weinabteilung ist als separater Raum im Laden gestaltet, leicht zurückgesetzt und mit hohen Holzregalen ausgestattet.

In den Gängen mit den versetzten Regalen hängen Lampen, die auch in eine Wohnzimmer-Lounge passen würden.

Und in der Ladenmitte kommt man beim Weg zur Kasse unweigerlich an der Backstation vorbei, die hier eher die Bezeichnung Aufbackpalast verdient hätte. Dabei hat sie ja schon einen separaten Namen: “Laib & Seele”. (Unter Bäckern ein beliebtes Standardwortspiel.)

Aufbackpalast mit eigenem Rufnamen: Edekas Brötchenknast-Konzept "Laib & Seele"

Statt einer simplen Theke mit gleichgroßen Fächern sind fünf unterschiedlich hohe Regalelemente übereck aneinandergestellt, unter anderem eine Brotrutsche, ein Korbstapler für Baguettes und die Hauptattraktion: ein großes Brötchenkarrussell, das den Kunden eine eigene Bedienungsanleitung zumutet:

Erst drehen Sie am Rad, und zwar die richtige Brötchensorte unters Rausbalancierfach, mit einem Metall-“Löffel” werden Sie anschließend “gewünschtes Brötchen nach hinten auswerfen”, ohne allerdings dabei den “Löffel” rauszuziehen oder die Plastikklappe zu heben. Verstanden?

Anleitung fürs Brötchenkarussell: "So einfach geht's"

Das klingt nicht nur furchtbar umständlich. Sondern ist es auch. Und zweifellos ist der Aufbackpalast derart überdimensioniert, dass notfalls auch noch der Aal darin landen könnte, wenn sich irgendwer an der Fischtheke verbeamt.

Aber es ist eine clevere Strategie von Edeka, um das Aufbacksortiment (das auch nicht so viel größer zu sein scheint als beim Brötchenknastspezialisten Lidl) besonders vielfältig und speziell aussehen zu lassen. Außerdem hat man sich als Kunde nach all der Metalllöffelei sein Laugengebäck ganz besonders hart verdient.

Die Leipzig-Methode geht so: Backstation-Aufrüstung der Discounter kontern – mit noch aufgerüsteteren Backstationen!

* * *

Hat Ihr Supermarkt auch so einen Aufbackpalast im Laden stehen? Oder kommt er ohne eigene Backstation aus? Schreiben Sie’s in die Kommentare!

Fotos: Supermarktblog

Wie BackWerk sein Aufbackrevier an die Discounter verlor (und trotzdem erfolgreich ist)

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backwerk01

Manche Geschäftsmodelle halten eine Ewigkeit. Andere nur so lange, bis Aldi und Lidl sie für sich entdecken. BackWerk-Geschäftsführer Karl Brauckmann sagt:

„Als die großen Discounter erstmals in eigene Backstationen investiert haben, gab es hier bei uns richtig Alarm. Wir wussten, dass sich das Kaufverhalten vieler Kunden dadurch wesentlich verändern könnte.“

Weil die meisten ihre Aufbackbrötchen dann beim Discounter kaufen würden – und viel seltener bei SB-Bäckern wie BackWerk, das nach der Gründung im Jahr 2001 lange Jahre als größter Feind der klassischen Bäckerien galt. Dabei war die Franchise-Kette bloß eine Zwischenstufe.

Heute werden in den inzwischen 330 Filialen zwar immer noch Backwaren verkauft. Aber hauptsächlich solche, die belegt, überbacken und gefüllt sind. Mit Schinken, Käse, Putenbrust, Buletten. Discounter und Supermärkte haben das Aufbackrevier mit ihren Brötchenknasts für sich erobert und die Billigbäcker fast überflüssig gemacht. Die hatten zwei Möglichkeiten: entweder aussterben – oder sich neu erfinden.

BackWerk hat sich für Letzteres entschieden. Rund 80 Prozent der Waren, die heute verkauft werden, sind Snacks. Und anstatt billig Brötchen in Tüten zu schaufeln und dann wieder zu verschwinden, wollen sich die Leute heute hinsetzen und einen Kaffee zum belegten Brötchen trinken. Brauckmann sagt: „Die Kunden haben ganz andere Erwartungen als vor fünf Jahren.“ Die Filialen werden größer und moderner. Giganten wie McDonald’s kriegen neue Konkurrenz.

Wie BackWerk den Discountern ausgewichen ist, und was das mit dem Fast-Food-Konsum der Deutschen zu tun hat, hab ich für Krautreporter aufgeschrieben:

„Unser täglich Schnitzelbrötchen“.

Foto: BackWerk

Heute gibt’s „Bayern Burger“! Lidl gestattet Snack-Besuch im Brötchenknast

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Ein Brot sagt mehr als tausend Worte. Das gilt erst recht, wenn es ein belegtes ist. Anfang November räumte Lidl vorübergehend eine Zelle in seinem Brötchenknast frei, um ein neuartiges Angebot der Konsumentenkontamination zuzuführen: den „Bayern Burger“. Oder wie’s untendrunter in dünnen schwarzen Buchstaben auf Aktionspreisschildneonrot stand:

„Nürnberger Rostbratwürstchen im Laugenbrötchen mit Senfsauce und Weißkrautsalat“.

Besagter „Bayern Burger“ im roten Papiermäntelchen ist der vorläufig interessanteste Repräsentant einer Reihe belegter oder gefüllter Backwaren, mit denen Lidl seine immer riesiger werdenden Backtheken befüllt – eine Art „Snack der Woche“, der offiziell nicht so heißt (sondern „Aktion!“ oder „nur für kurze Zeit“ oder „kann Spuren von Ei, Schalenfrüchten, Soja, Sellerie und Sesamsamen enthalten“).

Vor der Laugenschöpfung konnten sich Kunden im Oktober bereits für Flammkuchen mit Speck und Zwiebeln bzw. Windbeutel mit Cremefüllung entscheiden. Im September gab’s Mini-Quiches mit Gemüsefüllung. Und im August, passend zur damaligen Griechenland-Aktionswoche, belegte Brötchen mit Hähnchen-Gyros im praktischen Soßenfang.

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Offensichtlich handelt es sich dabei um die nächste Stufe Aufbackrevolution des Neckarsulmer Discount-Supermarkts.

Zur Erinnerung: Der Brötchenknast war vor einigen Jahren der Auftakt eines Strategiewechsels in Richtung Supermarkt (mit einem vielfältigeren Angebot in höherwertigeren Läden). Und gleichzeitig ein ziemliches Risiko: Weil die riesigen Stationen bereits in der ursprünglichen Variante massig Platz im Laden belegten, der nicht mehr für andere Produkte zur Verfügung stand, an denen Lidl mehr verdienen kann (siehe Supermarktblog von 2011).

Tatsächlich entpuppte sich die Initiative aber als Erfolg. Und trug dazu bei, Kunden, die der Kombination aus Niedrigpreisen und frischen Brötchenduft nicht widerstehen konnten, von der Konkurrenz weg- und zu Lidl hinzulocken.

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Wie wichtig der stetig fortentwickelte Brötchenknast für Lidl ist, lässt sich sogar an den Informationssäulen ablesen, die modernisierte Filialen an den Parkplatzrand gestellt bekommen. Die Kundeninformation „Wir backen mehrmals täglich frisch für Sie“ steht dort noch über den Öffnungszeiten der Filiale.

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Abgesehen davon hat der Ex-Discounter nicht nur Aldi gezeigt, wo das goldgelbe Buttercroissant hängt – nämlich nicht in den klobigen Aufbackschränken, aus denen der Erzrivale sein Backangebot im Süden der Republik herausklonken lässt. (Auch wenn deren Aussterben bereits beschlossen ist.) Insbesondere Ketten wie BackWerk und Back Factory sahen sich plötzlich dazu gezwungen, ihr Konzept neu auszurichten. Weil Kunden, wenn sie ihre Brötchen beim Discounter mitnehmen können, nicht mehr extra zum Back-Discounter gehen.

Viele kleine Anbieter haben ihre Öfen dichtgemacht; die großen betreiben heute quasi Fast-Food-Restaurants auf Backbasis, in denen man in der Fußgängerzonen einen günstigen Kaffee trinkt und ein belegtes Brötchen oder eine Käsestange verschlingt.

Das wird mittelfristig wohl auch so bleiben. Weil sicher niemand zu befürchten braucht, dass Lidl die Besuchszeit an seinen Brötchenknasts in nächster Zeit durch die Einführung gemütlicher Sitzugruppen verlängert. Mit dem regelmäßigen Snack-Angebot signalisiert der Discount-Supermarkt der Konkurrenz allerdings ein weiteres Mal, dass er sich gerne noch weiteres Stück vom Markt abzubeißen gedenkt.

Vom Discounter zum Vollbackversorger

Belegtes belegt bislang zwar nur eines der vielen Fächer in den „Kassettenregalen“ (wie die modernen Brötchenknasts offiziell heißen). Das ließe sich aber schnell ändern – bei Bedarf sogar abhängig von der Tageszeit. Zum Beispiel, um mit einem regelmäßig angebotenen „Bayern Burger“ oder der Gemüse-Quiche mehr Kunden in der Mittagspause in die Filialen zu holen, die vielleicht auch noch einen Salat oder ein Getränk mitnehmen. Und gleich die paar Sachen einkaufen, die sowieso auf dem Einkaufszettel stehen.

Außerdem dürfte Lidl – trotz Kampfpreisen zwischen 99 Cent und 1,99 Euro – an den Snacks etwas mehr verdienen als an einfachen Brötchen.

In jedem Fall entwickelt sich der Fast-Supermarkt immer stärker zum Vollbackversorger. Und arbeitet fleißig daran, das Konzept für seine europäischen Märkte den Gewohnheiten des jeweiligen Landes anzupassen.

Blog-Kollege Marcel Pohlig vom Snackblog hat sich im Sommer mal im Nordosten Spaniens, genauer: in Empuriabrava (Katalonien), in einer modernisierten Filiale umgesehen. Und entdeckt, dass Lidl dort aufwändig umgerüstet hat.

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Foto: M. Pohlig

Das Ergebnis ist eigentlich kein Brötchenknast mehr, sondern eine kleine Backburg mit unterschiedlichen Regalelementen, Fächern, Brotgräben und einer integrierten „Lidl to Go“-Ecke, die aus zwei Snack-Vitrinen mit Glastür besteht und sich durch eine Einrahmung in sanftem Rot vom angrenzenden Backpöbel abhebt:

„Dort gibt es einzeln verpackte Kuchenstücke, Muffins , Berliner Ballen und Donuts und hinter der Glastür auch heiße Produkte wie fertiges Hähnchen, warmes Apple Crumble, Blätterteig-Spinattaschen, überbackenes Sandwich. Pizza-Baguettes sind skurrilerweise kalte Produkte und im regulären Brötchenknast.“

Wer will, kann sich im spanischen Lidl also für den ganzen Tag vollversorgen, ohne der Belastung ausgesetzt zu sein, seine Backwaren selbst beschmieren zu müssen.

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Fotos: M. Pohlig

In Großbritannien gibt’s zwar keine Informationssäulen, auf denen Lidl seine Anstrengungen der Gebäck-interessierten Allgemeinheit mitteilen könnte. Im Zweifel reicht ja auch eine kecke Plakatwand wie hier in London:

„It’s bake up your mind time.“

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Die harte Realität im Laden daneben ist freilich ernüchternd: ein düsterer Verschlag mit den in Britannien nicht ganz unüblichen Frischluftkörben, aus denen sich jeder rausgrabbeln kann, was er mag. (Passt aber wunderbar zur noch völlig unrenovierten Filiale im Osten der Stadt, die ich angeschaut habe.)

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Eine Zwischenstufe testet Lidl in Kroatien, dem früheren Zuständigkeitsgebiet des heutigen Lidl-Deutschland-Chefs Marin Dokozic. Im kroatischen Brötchenknast wohnen die Aufbackwaren zwar ebenfalls in Körben, sind aber durch Glastüren niesgeschützt.

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Dazu werden Kunden sehr auffällig zur Benutzung der bereitgehängten Einmalhandschuhe animiert (was natürlich niemand macht; obwohl die Handschuhe in der Zweitverwertung sicher der Knaller sind, wenn man zuhause damit das gekaufte Baguette notoperiert, um ein Päckchen Kräuterbutter hinein zu transplantieren).

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Die Korbvariante hat freilich den Vorteil, nicht so viel Platz zu benötigen wie die Backstationen in deutschen Filialen mit ihren Eisenrüttlern und Krümelrutschen, die vorerst ausentwickelt zu sein scheinen.

Dafür bleibt jetzt ja mehr Zeit, sich mit der Burgerisierung des Inhalts zu beschäftigen.

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Und was wartet bei Ihrem Lidl Appetitliches in der Auslage auf die Kundenkontamination? Verraten Sie’s mir in den Kommentaren!

Großen Dank an Marcel für Bilder und Eindrücke. Lest Snackblog!

Fotos (wenn nicht anders gekennz.): Supermarktblog


Der Schöne und das Biest: Aldis halbe Discount-Revolution in Gladbeck

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Was hat ein durchschnittlicher Aldi-Markt mit dem Kölner Dom gemeinsam? Wenn man am einen Ende mit der Sanierung fertig ist, kann man am anderen eigentlich sofort wieder anfangen.

Und noch was: Bei beiden ging es bislang vornehmlich darum, ihren ursprünglichen Zustand zu erhalten. Im einen Fall, weil dem Eigentümer so ein neugebautes Imax-Kino im Hauptschiff vermutlich ganz und gar nicht in die (Neu-)Gotik passen würde. Im anderen, weil es insbesondere den Managern im Norden des zweibrüdrigen Discount-Imperiums schwer zu erklären war, dass es möglich sein sollte, ihr vor Jahrzehnten entworfenes Ladendesign noch besser zu gestalten.

Deshalb blieb bei der Modernisierung des Aldi-Nord-Filialnetzes vor einigen Jahren das meiste so, wie es war – nur ein bisschen weniger schrecklich verfliest und netter angestrichen (siehe Supermarktblog).

Inzwischen kann der Discounter sogar ganz ansehnliche Flachdachmärkte mit Tageslichtschimmer bauen, bei denen äußerlich nichts mehr an die braun geziegelten Architekturschandtaten von früher erinnert.

Nach drinnen hat sich dieser Sinneswandel bislang aber nur bedingt gewagt, auch nicht in frisch eröffneten Aldi Nords. Ja, sicher: heller ist’s. Doch die Kunden werden hinterm Eingang weiterhin auf die Sprintstrecke zum Ladenende geschickt, wo zur Belohnung ein Babybrötchenknast mit Aufbackwaren wartet, sofern die erste Ladung Aktionsware, Getränke und Süßkram unbeschadet passiert wurde.

Zurück geht’s ähnlich freudlos nach einer scharfen Kurve vor den Kühltheken …

… bis zum hochgebockten Obst und Gemüse, das leidlich mit bunt bedruckten Pappschildern aufgewertet vor den Kassen auf seine Verzehrerlösung wartet. (Ganz ähnlich sieht das im Aldi-Süden aus).

Im Großen und Ganzen ist ein Einkauf bei Aldi aber immer noch: ein Einkauf bei Aldi. Vielleicht aber nicht mehr lange. In einem Markt im nordrhein-westfälischen Gladbeck testet das Unternehmen seit einigen Monaten, was passiert, wenn man sich bei der Einrichtung ein klitzekleines bisschen mehr Mühe gibt. Dafür hat Aldi Nord nicht nur seine bislang eisern verteidigte Grundstruktur aufgegeben und dem Hausdesigner die Handschellen abgelegt, sondern veranstaltet auch ein deutlich aufwändigeres Obst- und Backtheater.

Wow, werden Sie als alter Werbe-Crack jetzt sagen, drei Überraschungen auf einmal! Das geht nun wirklich nicht. Geht aber doch:

Überraschung 1

Wenn Erzrivale Lidl seine Kunden nur wenige Meter nach Ladenbetritt hinter der Marmelade mit knusprigen Brötchen und tunkbaren Teilchen bezirzt, hilft nur eins: Aldi muss noch ein paar Schritte früher zu Kaffeepotte kommen. Voilà: die fabelhafte Baker Street! Das meterlange Backparadies öffnet sich direkt hinterm Eingang und drängt einem den frisch gebrühten Kaffee geradezu auf, während man daneben in die Auslage mit dem Zweitfrühstücksinhalt spickt: auf „Blätterteig-Kirschkissen“, „Käsetwister“, Joghurtdrinks und den „Pizzasnack Salami“.

Daneben geht’s direkt weiter mit einer klassischen Brötchenvollzugsanstalt (samt integrierter Brotschneidemaschine), die sich untrennbar mit dem daneben abgepackten Kuchen, Toast und Knäckebrot verschmolzen hat, auf die über der verschnörkelten Backreklame kleine Licht-Spots gerichtet sind – gerade so als müssten sie gleich noch Autogramme schreiben.

Wenige Meter davon entfernt mündet die Baker Street direkt in den neuen Place de Légumes, wo sich Obst und Gemüse in drei quer gestellten Auslagen mit Holzverkleidung in Schalen geworfen haben und trotz der Brot-Prominenz schon deshalb ganz cool bleiben, weil sich um sie herum bereits die ersten Ausläufer der beginnenden Kühlregallandschaft abzeichnen.

Im Grunde genommen hat Aldi Nord auf diesen paar Metern bloß das zusammengeführt, was sowieso zusammen gehört: alles Frische, Knusprige, Sofortverzehrbare. Aber alleine das sorgt dafür, dass der Discount-Einkauf unter völlig anderen Vorzeichen beginnt. Das ist (vor allem im Vergleich zu Lidl) zwar nichts grundlegend Neues, für Aldi jedoch ein Riesenfortschritt.

Überraschung 2

Die Rennpiste gibt’s immer noch. Aber sie wirkt in Gladbeck viel weniger rennpistig, weil sie nicht von einer endlosen Längsregalmauer begrenzt ist. Stattdessen macht Aldi direkt hinterm Brötchenknast Platz für Aktionstische und schiebt zur Auflockerung die ersten Querregale dazu, was den Markt sofort deutlich größer wirken lässt.

Das führt unweigerlich zur nächsten Premiere: den Mottoparty feierenden Regalköpfen, an denen Aldi erstmals Produkte platzieren kann, die besonders hervorgehoben werden sollen. Zum Beispiel, weil sie „Neu im Sortiment“ sind, wie die irren Pastillen hier:

Oder weil’s eine schöne Abwechslung ist, das eigene Bio-Sortiment nicht mehr bloß zwischen den konventionellen Produkten in den Regalen zu versenken, sondern ein eigenes Plätzchen dafür zu haben, wo sich alles auf einen Rutsch vorzeigen lässt (und mit einem glücklichen Kind schmücken, das in einen noch glücklicheren Apfel beißt).

Falls Sie sich darüber hinaus schon immer gefragt haben, wie sich Discount-Manager einen richtig gelungenen „Mädelsabend“ vorstellen: der Gondelkopf an der Weinabteilung verrät’s. Mit Toffifee, Schaumwein und Pistazien. (Reihenfolge egal?)

Überraschung 3

Tatsächlich scheint sich Aldi diesmal Gedanken darüber gemacht zu haben, wie sich der Discount-Einkauf grundlegend aufwerten lässt, ohne dabei die eigenen Grundprinzipien zu vernachlässigen.

Mindestens ebenso clever wie die Querreihen-Auflockerung des Ladens sind zum Beispiel die Trennwände in dunkler Holzoptik, die einzelne Sortimente voneinander abgrenzen und der dadurch möglich werdenden Warenhochstapelei etwas die Ramschigkeit nehmen. Weil man den nächsten Stapel ja gar nicht erst sieht.

Und was muss das für ein Spaß gewesen sein, als der Markt-Designer den (platz-)sparenden Traditionsbewahrern im Management vorgeschlagen hat, anderthalb Kubikmeter Platz für ein Gittertisch-Ensemble vor der Kühltheke zu verschwenden, auf dem fast nichts liegt – außer den sechseinhalb Zutaten für das dort angeschriebene „Rezept der Woche“.

Zur Dauereinrichtung dürfte der (anderswo auch schon gefloppte) Rezepttisch eher nicht werden. Aber was zählt, ist der Ruck: Aldi hat geschnallt, dass es nicht immer gleich einem Hochverrat am Discount-Prinzip gleichkommt, mal was Neues auszuprobieren.

Leider war, als dieser Schwung wieder nachgelassen hat, in Gladbeck immer noch die zweite Hälfte des Markts übrig.

Keine Überraschung

Und die sieht aus, wie zweite Markthälften bei Aldi halt so aussehen. Zum vorsorglichen Trost: Goethe, bitte!

Vom Gemüse befreit sind Gang und Fläche,
Von Gittertisch zu Gittertisch reicht hier der triste Blick;
Am Eingang grünte noch das Hoffnungs-Glück;
Doch der alte Albrecht, in seiner Schwäche,
Holt schnell die bekannte Last zurück.

Das geht so natürlich alles nicht. Der Kundschaft erst schöne Brezeln machen, einen Kaffee brühen und die Gemüse-Vielfalt um den Einkaufswagen hindrapieren, nur um sie dann, kaum sind die hübsch separierte Fisch- und Fleischkühlung passiert, eiskalt in die bekannte Tristesse der endlosen Aktionswarensteppe zu stoßen, an deren Ende nun auch noch die Obst-Wiedergutmachung fehlt.

Alles, wirklich alles, was der Gladbecker Markt in der ersten Ladenhälfte aufgebaut hat, reißt er auf dem Rückweg zur Kasse wieder ein. Gerade so als habe der Designer von einer Sekunde auf die nächste gemerkt, dass er noch Resturlaub abbauen müsse, und sich auf Nimmerwiedersehen in die Ferien verabschiedet.

Über die „Aktuellen Angebote“ auf meterlang aneinander gerückten Grabbeltischen lässt sich gerade noch so in eine bessere Discountwelt hinüber schielen. Aber um auch andere Filialen aufzuwerten, taugt das in Gladbeck eindrücklich demonstrierte Halbversagen gewiss nicht.

War angenehm mit dir, holder Aldi. Aber du musst dich schon entscheiden: Schöner Discounter oder weiter ein Biest?

Fotos: Supermarktblog

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Nieder mit den Backvollzugsanstalten!

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Häufig werden sie in viel zu kleinen Gitterkäfigen gehalten. In aneinander gereihten Fächern drängeln sich Laugenbrezeln, Frühstücksbrötchen und Buttercroissants auf engstem Raum. Tageslicht sehen sie fast nie in ihren holzimitatverkleideten Backbatterien.

So sieht für viele Backwaren inzwischen der Alltag in Deutschland aus.

Als "Backstube" getarnte Backwarenvollzugsanstalt bei Netto (ohne Hund)

Nach dem großen Erfolg von Lidl ist derzeit der Mitbewerber Netto (ohne Hund) damit beschäftigt, seine Filialen mit eigenen Backvollzugsanstalten auszustatten. Wie Supermarktblog-Kommentator McDuck unter diesem Eintrag ergänzt hat, stehen die so genannten “Backstuben” nicht nur im Amberger Discount-Test “Mein Laden”, sondern auch in vielen regulären Filialen. So sieht das aus.

Anders als Lidl verzichtet Netto (ohne Hund) auf einen teuren Anbau und stopft den Brötchenknast direkt in die – oft sowieso schon viel zu kleinen – Filialen. Ein “Backofen” ist direkt in die Front integriert, in manchen Läden reicht’s auch noch für eine Brotschneidemaschine. Damit kann Netto (ohne Hund) es zwar längst nicht mit der Auswahl aufnehmen, die Lidl seinen Kunden bietet, versucht aber, wenigstens so zu tun.

Die Backthekisierung deutscher Supermärkte und Discounter hat damit so langsam ihren Höhepunkt erreicht.

Es gibt nur noch wenige große Ketten, die ihrer Kundschaft nicht meterweise aufgebackene Industriebrötchen in den Einkaufswagen drängeln. (“Backfactory”, “Backwerk” und diverse Kettenbäcker haben ja bereits gute Vorarbeit geleistet.) Rewe forcierte den Absatz der Billigbrötchen in seinen Ost-Filialen gerade mit einem großzügig beworbenen Generalrabatt:

“15 Prozent auf alle frischen Backwaren aus der Backstation!”

Rewe wirbt mit Backrabatt

In Großbritannien passiert lustigerweise gerade das Gegenteil. Viele Briten scheinen genug vom Fertigbrot zu haben. Diejenigen, die es sich leisten können (oder wollen), kaufen stattdessen in kleinen Bäckereien ein, die vor allem in London wie, äh: Pizzabrötchen aus dem Ofen schießen und nicht nur klassische Handarbeit versprechen, sondern auch auf Zusatzstoffe verzichten. So wie die 1999 im Stadtteil Islington gegründete “Euphorium Bakery”. Sieben Filialen gibt es inzwischen in London. Jetzt ist Euphorium einen Pakt mit dem Supermarktteufel eingegangen (so sehen es jedenfalls manche Indie-Bäcker): mit Tesco.

Einerseits werden Euphorium-Filialen in größeren Tescos integriert. Andererseits passt der Handwerksbäcker mit seinen höheren Preisen nicht so recht zum Kundenprofil des Mainstream-Supermarkts. Deshalb testen die Partner seit kurzem zusammen ein neues Konzept.

Im vergangenen März eröffnete Tesco in seiner Filiale in Hackney das erste “The Bakery Project”, für das sämtliche Designverbrechen des übrigen Ladens ignoriert wurden. In der Mitte der Backbucht, die direkt vom Laden aus zugänglich ist, steht ein großer Holztisch mit frisch gebackenen Broten und Gebäck unter kleinen Häubchen. In einer Kühltheke gibt’s Torten und Kuchen. Vieles lässt sich erstmal probieren.

(Für größere Ansicht bitte anklicken.)

In Hackney testet Tesco "The Bakery Project"

Das (verpackte) Hauptangebot lagert an den Seiten in schlichten, durchnummerierten Regalen (“Bays”): rechts Brote, links Süßes. Der Schwerpunkt liegt auf britischen “Klassikern”, die auch schon vor dem Laden entsprechend aufwändig beworben werden: “The Dundee”, “The Victoria”, “The Battenberg”.

"The Bakery Project": Freiliegende Brote statt Backvollzug

Das Angebot ist ziemlich groß. Die Preise sind (im Vergleich zu den Handwerks-Bäckereien) moderat.

Zwischen den Metallregalen hängen Zutatenlisten und Rezepte zum Zuhausenachbacken.

Zuhause nachbacken? Die Zutatenliste gibt's gratis

Außerdem können die Tesco-Kunden immer montags mitentscheiden, was vorübergehend ins Sortiment aufgenommen werden soll, so wie das Knoblauch-Käse-Spinat-Jalapeno-Brot für 1,50 Pfund (“Voted in by you”).

"Voted in by you": "The Bakery Project" lässt Kunden neue Produkte auswählen

Natürlich ist das erst einmal ein großer Backzirkus, ganz ähnlich wie ihn in Deutschland Kamps mit seinen “Backstuben” seit einiger Zeit veranstaltet. Das britische Blog “Cake and Fine Wine” hat gerade sehr schön beschrieben, warum genau das funktionieren könnte: Hackney im Osten der Stadt ist der Bezirk, der gerade kräftig durchgentrifiziert wird, was weniger am nahegelegenen Olympia-2012-Standort liegt, der gerade zu einer gruseligen Mischung aus Einkaufszentrum und Spießbürgersiedlung umgebaut wird, sondern daran, dass die Studenten und die Künstler schon längere Zeit dort sind und jetzt die Leute nachkommen, die ein bisschen mehr Geld haben und eher darauf achten, was sie einkaufen.

“The Bakery Project” ist gemacht für Leute, die keine Lust auf Discount-Backwaren haben, denen aber gleichzeitig die Indie-Bäcker zu teuer sind: also ein Konzept für den (kleinen) Massenmarkt. Ein zweites “Bakery Project” hat gerade im neuen Tesco in Watford eröffnet.

Das einzige Problem ist, findet zumindest “Cake and Fine Wine”: Die Sachen schmecken nur halb so lecker wie sie aussehen.

“I’m all for putting it in supermarkets. But the Bakery Project clearly aren’t going to be the ones who do that, unless they up their game.”

Tesco-Filiale mit "the Bakery Project" in Hackney

Für deutsche Supermärkte allerdings wäre ein vergleichbares Konzept ein riesiger Gewinn. (Wobei eventuell mit Einschränkungen wegen der behördlichen Hygienevorschriften zu rechnen wäre; mehr dazu ein andermal.)

Ketten wie Rewe machen mit ihren Billigbacktheken wieder denselben Fehler wie früher mit ihren kompletten Ladenkonzepten: Sie versuchen, die Discounter mit deren Mitteln zu schlagen. Das ist dumm. Schließlich haben die Supermärkte in den vergangenen Jahren vor allem deshalb aufholen können, weil sie die Unterschiede zum Billig-Wettbewerb herausgestellt haben: mit hochwertigeren Bedientheken, einem breiteren Angebot, besonderen Produkten. Es ist höchste Zeit, dass das endlich auch für Brot und Brötchen gilt. Weil sich Supermärkte auf Dauer mit 1-Euro-Standardbrot-Aktionsangeboten keinen Gefallen tun werden.

Nieder mit den Backvollzugsanstalten!

Fotos: Supermarktblog

Lidls Flirt mit der Supermarkt-Strategie

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“Zwei Seelen wohnen, ach! in seiner Brust, die eine will sich von der andern trennen: die eine hält in derber Billiglust sich an die Welt mit klammernden Aktionen; die andre hebt gewaltsam sich zum Neuen und will die Konkurrenz nicht schonen.”

So – oder so ähnlich – hätte Goethe vermutlich die momentane Gemütsverfassung von Lidl zusammengefasst, wenn der Dichter nebenbei Supermarkt-Blogger gewesen wäre.

Lidl-Markt in Berlin

Es ist nämlich so:

Einerseits will der ewige Aldi-Widersacher keinesfalls an seinem Niedrigpreis-Image rütteln, das er über Jahre sorgfältig aufgebaut hat und mit den “Super-Samstagen” kontinuierlich pflegt.

Andererseits haben die Manager in der Neckarsulmer Zentrale – ähnlich wie die Konkurrenz – genau im Blick, wie sich die Ansprüche der Discount-Kundschaft verändern und wissen, dass die Märkte sich mitändern müssen. Vielleicht ist Lidl auch bloß der Erfolg  seiner Brötchenknasts und der Deluxe-Lebensmittel zu Kopf gestiegen. In jedem Fall versucht der Discounter gerade, sich ein Stück weit neu zu erfinden: durch mehr Frische und moderneres Produktdesign. Fast wie ein Supermarkt.

Aldi Nord hat beim Umsatz wieder deutlich zugelegt, nachdem die einstigen Einkaufshöhlen zumindest notdürftig an Designstandards aus diesem Jahrhundert angepasst wurden. Und in Großbritannien hat Lidl mit der neuen Taktik schon ein paar Erfolge erzielen können.

"Like Meat, Love Lidl", meint der Discounter in seinen britischen Filialen

So berichtete Lidl-UK-Geschäftsführer Ronny Gottschlich kürzlich dem britischen Fachmagazin “The Grocer”, der Anteil frischer Produkte mache in den britischen Läden bereits 40 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Der im Laden reservierte Platz für Frischeprodukte sei deutlich größer geworden, demnächst solle es in den Filialen auch frischen Fisch geben. Warum Lidl das macht? Gottschlich sagt:

“Je mehr Frische die Kunden sehen, desto mehr kaufen sie insgesamt ein.”

In Deutschland testet Lidl dieselbe Strategie: Manche Läden sind bereits umgebaut worden, um mehr Frische unterzubringen. Es gibt Kühltruhen, die ausschließlich für frisches (abgepacktes) Fleisch, frisches (abgepacktes) Geflügel und frischen (abgepackter) Fisch reserviert sind. Die Truhen sind nicht mit Regalen überbaut, stattdessen wirbt der Discounter darüber auf großen Schildern für das erweiterte Angebot.

Lidl will frischer werden und stellt deswegen mehr Kühltruhen in den Laden

Dazu gibt es neuerdings Stationen mit Nüssen und Trockenfrüchten, an manchen können u.a. Pistazien aus Plexiglasboxen je nach gewünschter Menge abgefüllt werden. Gewogen wird an der Kasse.

Nüsse und Trockenfrüchte sind bei Lidl jetzt "Fine"

Auf Supermarktblog-Anfrage erklärt eine Sprecherin des Discounters:

“Der Anspruch unserer Kunden an die Sortimentsvielfalt ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Um dem gerecht zu werden, hat sich das Lidl-Sortiment insbesondere in den Frischebereichen – dazu zählen Frischfleisch und Frischgeflügel, Backwaren und Kühlprodukte wie Convenience-Produkte – deutlich weiter entwickelt.”

Wer genau hinschaut, dem fallen noch weitere Änderungen auf: In einigen Läden lagern höherwertige Weine plötzlich in Holzkisten. Die (leicht vergrößerte) Obst- und Gemüse-Ablage ist mit Holzimitataufklebern verkleidet worden.

Manche Sortimente kriegen eine völlig neue Optik: Ein Teil der bislang pseudo-amerikanisch bunt verpackten Nuss- und Körnermischungen heißt neuerdings nicht mehr “Alesto”, sondern “Alesto Fine” und sieht hochwertiger verpackt aus. Im Kühlregal hat Lidl Anfang 2013 die Eigenmarke “Chef Select” für Fertiggerichte eingeführt, bei der man anhand der (ziemlich modernen) Verpackung nicht mehr sagen könnte, dass sie aus dem Discounter stammt. Es gibt Sandwiches, Microwellen-Mahlzeiten, Suppen, Asia-Gerichte. Manche Produkte, die bereits im Sortiment sind, werden einfach neu gelabelt. Drin ist aber wohl dasselbe wie früher (z.B. in der Lasagne; der “Chef Select”-Pizzateig schmeckt auch noch genauso pappig wie der von “Trattoria Alfredo”, der vorherigen Lidl-Eigenmarke).

Neue Verpackung, alter Geschmack: "Chef Select"-Eigenmarke bei Lidl

Mit “Chef Select Premium” probiert Lidl außerdem, ob sich die Begeisterung der Kunden für die Deluxe-Produkte, die es vor Feiertagen in Aktionswochen zu kaufen gibt, auch aufs Standardsortiment übertragen lässt – mitsamt der Akzeptanz höherer Preise, versteht sich. Die weiß-schwarze Verpackung erinnert wohl nicht zufällig an das Deluxe-Sortiment.

Microwellenessen deluxe? Lidl testet's im Kühlregel

Das heißt also: Lidl will supermarktiger werden und gleichzeitig Discounter bleiben.

Im Laden passen diese Widersprüche bisher noch nicht zusammen. Einerseits werden die Läden aufgehübscht, andererseits kleben weiter überall Aktionspreise in unübersehbarem Neonorange. Naturmaterial imitierende Aufkleber und Holzkisten für Wein sind Uraltsünden aus der Discounter-Trickkiste – wenn Lidl demnächst noch Fototapeten in die Läden kleben würde, wäre man so weit wie der ewige Nachzügler Penny vor drei Jahren.

Die Konzentration auf mehr Frische könnte Konkurrenten hingegen weh tun: Weil Kunden sich daran gewöhnen, ihren Kompletteinkauf im Discount zu erledigen, und die Gründe, noch mal einen anderen Markt anzusteuern, weniger werden.

Genauso gut kann die Strategie nach hinten losgehen: Weil Kunden es hassen, vor leeren Regalen zu stehen. Um am Ende des Tages nicht zuviel Frischware auszusortieren (und Verluste zu produzieren), sehen die Kühltruhen aber zu späterer Stunde auch mal so aus:

Was vom Sushi übrig blieb: Frischfischtheke bei Lidl

Ganz ohne Risiko ist der Test also nicht. Egal, welche Strategie sich am Ende durchsetzt: Die Ramschpalettenzeit bei Lidl ist ein für alle Mal vorbei.

Fotos: Supermarktblog

Jetzt mit Back-Stein-Design: Penny tauft seinen Brötchenknast

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Entschuldigen Sie bitte, wenn’s schon wieder um das Aufbacktheater geht, das Discounter und Supermärkte seit geraumer Zeit in ihren Läden veranstalten. Aber die Backchronistenpflicht erfordert Vollständigkeit. Erst recht, wenn es um Rewes Aufholdiscounter Penny geht, der ja immer noch dabei ist, seine Läden aufs neue, schnörkellose Design umzustellen, damit er der Konkurrenz endlich mal ein bisschen gefährlich werden kann.

Mit den bisherigen Backstationen ist die Rechnung aber wohl nicht aufgegangen. Gegen die bei Lidl eingeführten XXL-Brötchenknasts und die Backstubenprosa von Netto (ohne Hund) sahen die Theken von Penny recht schlicht aus. Deshalb wird jetzt zurückgeschnörkelt, was die Stulle hält.

Aus Grau wird Creme: Schnörkelumschwung bei Pennys Brötchenknast

Der kompletten Regalreihe mit Brot und Brötchen inklusive Backstation ist das neue Konzept “Bäckerkrönung” übergestülpt worden (“Lassen Sie sich doch in Ihrem Penny-Markt mal wieder vom warmen Backstubenduft zu einem knusprigen Brot verführen!”; Werbespot ansehen).

Es scheint daraus zu bestehen, die anthrazitfarbene Wandgestaltung durch ein hell-beiges Back-Stein-Relief zu ersetzen, das von einem Holzrand eingerahmt wird und in der Mitte auf einem hölzernen Schild das neue Logo stehen hat: eine mutierte Brezel, die sich in eine grantelige Wolke verwandelt, wenn man zu lange hinsieht. (Vergleichen Sie selbst: vorher/nachher.)

Daneben hängt auf einem weiteren Schild “Unser Versprechen”:

“Hergestellt in Deutschland
Bestes aus der Natur
Ohne Zusatz von Konservierungsstoffen”

Penny verspricht seiner Kundschaft also das, was die schon bisher erwartet haben könnte. Um noch mehr Eindruck zu schinden, ließe sich die Liste beliebig mit weiteren Selbstverständlichkeiten erweitern:

“Essbar, weil ohne Glasscherben
Nicht übermäßig gefärbt
Von Natur aus ungiftig” (usw.)

In dem (von mir besuchten) frisch umgebauten Laden war die Änderung deshalb besonders auffällig, weil das Sortiment an die Stirnseite des Markts verlagert wurde, wo üblicherweise die Kühltheken stehen. (Kann aber sein, dass das bautechnisch bedingt war.) Sogar die Märkte, die schon längst aufs neue Penny-Design umgestellt waren, sind noch eimal umgebaut worden. Das kostet. Penny muss es ernst sein mit dem Mini-Strategieschwenk.

Das komplette Backsortiment heißt jetzt "Bäckerkrönung" und hat passend dazu ein Back-Stein-Design verpasst bekommen

In jedem Fall heißen nun auch die Eigenmarkenbackwaren des Discounters “Bäckerkrönung”, und abgesehen davon, dass das einem ärgerlichen Rückfall in frühere Fototapetenzeiten nahekommt, ist nun wohl endgültig entschieden: Im deutschen Aufbackhandwerk besteht ab sofort ein Zwang, seinem Brötchenknast einen Rufnamen zu geben. Edeka, Netto (ohne Hund) und Penny sind jetzt versorgt. Mit Spannung erwarten wir nun, was Aldi und Lidl unternehmen. “Back-o-thek”? “Backeria”? “Back-around-the-clock”?

Vorschläge werden in den Kommentaren entgegengenommen.

Fotos: Supermarktblog

Zur Geschichte des Brötchenknasts: Haben Sie heute schon eine Backware kontaminiert?

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"Freshly baked today": Brotkörbe bei Sainsbury's

Es ist der Alptraum jedes deutschen Hygienevorschriften-Regelausdenkers: Ein offen im Laden herumstehender Korb mit aufgebackenen Brötchen und Teilchen, die jederzeit von unbefugter Kundschaft betatscht werden könnten. Und trotzdem sind die Frischluftkörbe (wie bei Sainsbury’s in Großbritannien, siehe Foto) in vielen Ländern Standard.

Manchmal stehen sogar ganze, hübsch dekorierte Tische frei beniesbar herum, wie bei Tescos “Bakery Project”!

Tescos "Bakery Project": Frische Backwaren, frei beniesbar im Laden liegend

Bei uns nicht.

Deutsche Supermärkte bauen monströse Theken in ihre Läden, aus denen Roggenbrötchen erst nach Überwindung gitterhafter Hindernisparcours und Plastikklappen herausgefischt werden können. Gerade erst hat Penny aufgerüstet.

Nicht umsonst werden die Stationen im, ähm, Volksmund deshalb “Brötchenknast” genannt. Schuld an besagtem Backwarenvollzug sind aber nicht (nur) die Supermärkte und Discounter, sondern die “Lebensmittelhygienischen Anforderungen an die Abgabe von Brot, Kleingebäck und Feinen Backwaren in Selbstbedienung”, wie sie zum Beispiel das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit übersichtlich zusammengestellt hat (pdf).

Und Regelungen, wie sie in der neuen DIN-Richtlinie 10535 stehen, die sich um “Backstationen im Einzelhandel” kümmert und voraussichtlich im August veröffentlicht werden soll. (Bisher gibt es sie lediglich als Entwurf, die Einspruchsfrist ist gerade abgelaufen, jetzt werden Änderungen eingearbeitet.)

Viele der Vorgaben kommen Ihnen und mir als Selbstverständlichkeit vor, sind aber noch mal aufwändig in Behördenprosa verpackt, um auch tatsächlich ernst genommen zu werden (“Der unbefugte Zugriff auf die auskühlenden, noch nicht zum Verkauf bestimmten Backwaren, ist zu verwehren”).

Aber womöglich ist es gar nicht schlecht, dass es für den hektischen Alltag im Laden solche Regeln gibt (deswegen z.B.) und dass sie vom Arbeitskreis NA 057-02-01-27 AK “Backstationen im Einzelhandel” noch mal aufgeschrieben wurden, alleine schon wegen “der weiten Verbreitung dieses Angebotskonzepts”, wie es in der Einleitung des DIN-Entwurfs heißt.

Beim Backstationen-Ausprobierer Lidl heißt es auf Anfrage, man habe den Ausschuss “federführend (…) ins Leben gerufen”. Die Norm solle “als Hilfestellung für alle Unternehmer genutzt werden, die in Ihrer Verkaufsstelle frische Backwaren verkaufen”:

“Wichtig ist (…) eine gleiche Auffassung der Regeln und Gesetzesregelungen auf Seiten der Unternehmer und der Lebensmittelüberwachung.”

Die Einhaltung der Norm ist zwar kein Gesetz, muss seitens der Unternehmen also freiwillig geschehen. Aber wenn Sie demnächst den Einbau eines Brötchenknasts in ihren Laden planen, achten Sie doch bitte trotzdem darauf, “dass ein Verkaufsmöbel vom Vorbereitungsbereich aus rückseitig bestückt werden kann”, dass “Wände (…) zur Erleichterung von Reinigungsmaßnahmen keine horizontal vorstehenden Ränder und Simse aufweisen”, und dass “eine Kontamination der angebotenen Backwaren durch die entnehmenden Verbraucher vermieden wird”.

Sehen Sie, so nennen die Profis das, wenn Sie am Brötchenknast ihr Abendbrötchen in eine Tüte packen: Kontamination.

Um ebendiese zu vermeiden, existieren bereits eigene DIN-Regeln, deren Namen sich auch problemlos als Titel für in der Zukunft spielende Behördenhorrorfilme nutzen ließen, so wie “DIN 10501-3 Lebensmittelhygiene Verkaufsmöbel – Teil 3: Verkaufsbehälter für Lebensmittel, die bei Umgebungstemperatur feilgeboten werden”.

Das Bayerische Landesamt für Dings und Lebensmittelbums fasst’s dankenswerterweise noch mal zusammen: Es brauche “Schutzmaßnahmen”, damit “der Kunde nur durch die dafür vorgesehene Entnahmeöffnung an die Backwaren gelangt”. Dafür müssten “geeignete Hilfsmittel” zur Verfügung gestellt werden, also “Einmalhandschuhe oder Entnahmebesteck mit hygienischer Ablage”, außerdem sind “Rücklegesperren” für einmal “kontaminierte” (also: angefasste) Ware nötig.

Genau das ist der Grund, warum Sie sich am Brötchenknast in vielen Discountern mit dem Eisenrüttler ihre Wunschbackware übers Zwischengitter in die Auffangmulde schubbern müssen!

Ideal für Dreihänder: Brötchenknast bei Rewe

Wobei z.B. die Lidl-Variante immer noch praktischer ist als die, die sich Rewe für die Backtheken in zahlreichen Filialen ausgedacht hat. An denen müssen Kunden mit einer Hand die Plastikklappe zur Brötchenbox aufhalten, um mit der zweiten Hand die davor baumelnde Backwarenzange zu schnappen, mit der sich die Ware in die Tüte umdisponieren lässt, die derweil, tja, von der dritten Hand aufgehalten wird.

Vielleicht bin ich da pingelig, aber: Kann es sein, dass Backtheken, die sich ausschließlich zu zweit oder von dreiarmigen Aliens bedienen lassen, in der täglichen Handhabung ein bisschen unpraktisch sind?

Brötchenknast-Pionier Lidl experimentiert, nachdem sämtliche Filialen inzwischen mit entsprechenden Stationen ausgerüstet werden, inzwischen mit weiteren Systemen. Aus den neuen Theken werden die Brötchen nicht mehr von vorne gefischt, sondern mit dem bekannten Eisenrüttler seitlich durch ein Gitter geschubst, um dem Kunden auf einer Krümelrutsche entgegenzukullern.

Jetzt mit Krümelrutsche: Neue Backstationtypen bei Lidl

Im neuen “Kassettenregal” (so nennt Lidl die Theken) seien die Waren besser ausgeleuchtet, heißt es auf Anfrage. Eine Sprecherin des Discounters erklärt:

“Das Backwarensortiment ist somit in den einzelnen Regalboxen besser sichtbar und die Entnahme der Ware bequemer. Durch den Wegfall der vorderen Klappentechnik ist es möglich, die komplette Kapazität der Regalboxen für die Warenpräsentation zu nutzen.”

Lidl-Backstationen: Bessere Aussicht vor der Kontamination

Bei Neueröffnungen oder Modernisierungen von Filialen werde grundsätzlich der neue Typ eingesetzt. Eine Umrüstung der übrigen Filialen sei “derzeit nicht vorgesehen”. Nur das allererste Modell (“in Bucheoptik”; kein Foto) sei bereits komplett ersetzt worden.

An den riesigen Ausmaßen seiner Backvollzugsanstalten hat Lidl freilich nichts geändert. Immerhin ist jetzt aber nicht nur der Einblick, sondern auch der Ausblick durch die großen Fensterfronten besser als früher. Damit die Brezeln, Brötchen und Butterteilchen sofort erkennen können, wer sich ihnen da aus dem Laden als Kontaminator nähert. Nämlich: Sie.

Mit Dank an die Supermarktblog-Leser McDuck und xrw.

Fotos: Supermarktblog

Wie Edeka auf die Brötchenknast-Initiativen der Discounter reagiert

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Im Wettbewerb um das schmuckreichste Backtheater liegen die Discounter derzeit eindeutig in Führung. Netto (ohne Hund) dichtete sich die “Backstube” an, Penny hat seine Aufbackware im Laden als “Bäckerkrönung” geadelt, woraufhin Lidl die Initiative “Unser Brot” startete. (Für die an den Filialen interessanterweise ohne Lidl-Logo geworben wird.)

Und was unternehmen die klassischen Supermärkte? Edeka hat zwei sehr verschiedene Wege aufgetan, um auf die neue Konkurrenz zu reagieren.

1. Die Ingolstadt-Methode

Ingolstädter E-Center in Bushaltestellenform (hinten)

Ins Ingolstädter Industriegebiet stellte die Edeka-Regionalgesellschaft Südbayern 2006 ein E-Center, das aussieht wie eine riesige Bushaltestelle für Lebensmittel. Grund dafür ist, dass der Markt unter seinem leicht überstehenden Flachdachaufsatz auf zwei Seiten komplett mit Fenstern bewandet ist, was beim Einkaufen dazu führen kann, dass man sonnenstandbedingt vorm Gemüseregal erleuchtet wird.

Von der hohen Decke strahlen zahlreiche Lichtpunkte. Ansonsten mag Edeka die Kundschaft nicht weiter mit Besonderheiten stören und erlaubt den unverstellten Blick durch den ganzen Markt.

Edeka in Ingolstadt: Erleuchtung am Gemüseregal und freier Blick in den Laden

In dessen Vorkassenzone verkauft die Edeka-eigene Backstube Wünsche Bergbauernbrot, Bierstangerl und Tropic-Joghurt-Taschen (“feinstes Plundergebäck mit saftiger Joghurt- und Pfirsich-Maracuja-Füllung”). Das Besondere daran ist, dass die mutige Plunderzutatenbefüllung komplett konkurrenzlos geschieht. Denn in besagtem E-Center verzichtet Edeka auf eine Backstation mit Aufbackbrötchen, wie sie sonst fast überall zur Standardeinrichtung gehören.

Bei der Eröffnung sei damals einfach keine Station eingeplant gewesen, erklärt ein Edeka-Südbayern-Sprecher und meint, das könne “aufgrund der Entwicklungen des Marktumfeldes und Nachfrage jederzeit neu bewertet werden”. Im Moment scheint die Kundschaft aber, ähm, keine Wünsche übrig zu haben, die eine Nachrüstung veranlassen würden.

In Südbayern ticken die Uhren offensichtlich noch anders. Zumal es aus Sicht von Edeka womöglich um eine Spitzen-Serviceleistung handelt, in der Ladenmitte noch mal ein paar Einkaufskörbe aufzustellen, deren Handhabung eigens erklärt werden muss:

“Bitte an der Kasse wieder abgeben.”

Einkaufskörbe in der Ladenmitte sind ein besonderer Edeka-Service

Vorher wollen Sie als Kunde vielleicht noch hier Platz nehmen, um nachher Ihren Bekannten berichten zu können, dass Sie schon mal in der traurigsten Verschnaufpausen-Kaffeeecke des deutschen Einzelhandels gesessen haben:

Stilvolles Kaffeepausieren auf Steinteppich: Im E-Center kein Problem

Die Ingolstadt-Methode geht so: Backstation-Aufrüstung der Discounter ignorieren!

2. Die Leipzig-Methode

Die Höfe am Brühl sind eigentlich ein großes Einkaufszentrum, sehen von außen aber fast nicht so aus

Nach Einkaufscenter sehen die Höfe am Brühl, die sich Leipzig an den Rand seiner Fußgängerzone hat würfeln lassen, auf den ersten Blick nicht aus, und das liegt am architektonisch ambitionierten Fassadenversteckspiel des riesigen Brockens, in dessen Bauch außer den üblichen Ladenketten im Untergeschoss auch ein Edeka (E Potrzebski) wohnt, der so ziemlich das Gegenteil von dem Center in Ingolstadt ist – nicht nur wegen der sehr unterschiedlichen Größenverhältnisse, sondern weil die Einrichtung des Leipziger Ladens auf das jeweilige Sortiment abgestimmt ist.

Die runde Fischtheke leuchtet so blau, dass man jederzeit damit rechnen müsste, von Scotty einen riesigen Aal darauf gebeamt zu kriegen.

Die Weinabteilung ist als separater Raum im Laden gestaltet, leicht zurückgesetzt und mit hohen Holzregalen ausgestattet.

In den Gängen mit den versetzten Regalen hängen Lampen, die auch in eine Wohnzimmer-Lounge passen würden.

Und in der Ladenmitte kommt man beim Weg zur Kasse unweigerlich an der Backstation vorbei, die hier eher die Bezeichnung Aufbackpalast verdient hätte. Dabei hat sie ja schon einen separaten Namen: “Laib & Seele”. (Unter Bäckern ein beliebtes Standardwortspiel.)

Aufbackpalast mit eigenem Rufnamen: Edekas Brötchenknast-Konzept "Laib & Seele"

Statt einer simplen Theke mit gleichgroßen Fächern sind fünf unterschiedlich hohe Regalelemente übereck aneinandergestellt, unter anderem eine Brotrutsche, ein Korbstapler für Baguettes und die Hauptattraktion: ein großes Brötchenkarrussell, das den Kunden eine eigene Bedienungsanleitung zumutet:

Erst drehen Sie am Rad, und zwar die richtige Brötchensorte unters Rausbalancierfach, mit einem Metall-“Löffel” werden Sie anschließend “gewünschtes Brötchen nach hinten auswerfen”, ohne allerdings dabei den “Löffel” rauszuziehen oder die Plastikklappe zu heben. Verstanden?

Anleitung fürs Brötchenkarussell: "So einfach geht's"

Das klingt nicht nur furchtbar umständlich. Sondern ist es auch. Und zweifellos ist der Aufbackpalast derart überdimensioniert, dass notfalls auch noch der Aal darin landen könnte, wenn sich irgendwer an der Fischtheke verbeamt.

Aber es ist eine clevere Strategie von Edeka, um das Aufbacksortiment (das auch nicht so viel größer zu sein scheint als beim Brötchenknastspezialisten Lidl) besonders vielfältig und speziell aussehen zu lassen. Außerdem hat man sich als Kunde nach all der Metalllöffelei sein Laugengebäck ganz besonders hart verdient.

Die Leipzig-Methode geht so: Backstation-Aufrüstung der Discounter kontern – mit noch aufgerüsteteren Backstationen!

* * *

Hat Ihr Supermarkt auch so einen Aufbackpalast im Laden stehen? Oder kommt er ohne eigene Backstation aus? Schreiben Sie’s in die Kommentare!

Fotos: Supermarktblog

Wie BackWerk sein Aufbackrevier an die Discounter verlor (und trotzdem erfolgreich ist)

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Manche Geschäftsmodelle halten eine Ewigkeit. Andere nur so lange, bis Aldi und Lidl sie für sich entdecken. BackWerk-Geschäftsführer Karl Brauckmann sagt:

“Als die großen Discounter erstmals in eigene Backstationen investiert haben, gab es hier bei uns richtig Alarm. Wir wussten, dass sich das Kaufverhalten vieler Kunden dadurch wesentlich verändern könnte.”

Weil die meisten ihre Aufbackbrötchen dann beim Discounter kaufen würden – und viel seltener bei SB-Bäckern wie BackWerk, das nach der Gründung im Jahr 2001 lange Jahre als größter Feind der klassischen Bäckerien galt. Dabei war die Franchise-Kette bloß eine Zwischenstufe.

Heute werden in den inzwischen 330 Filialen zwar immer noch Backwaren verkauft. Aber hauptsächlich solche, die belegt, überbacken und gefüllt sind. Mit Schinken, Käse, Putenbrust, Buletten. Discounter und Supermärkte haben das Aufbackrevier mit ihren Brötchenknasts für sich erobert und die Billigbäcker fast überflüssig gemacht. Die hatten zwei Möglichkeiten: entweder aussterben – oder sich neu erfinden.

BackWerk hat sich für Letzteres entschieden. Rund 80 Prozent der Waren, die heute verkauft werden, sind Snacks. Und anstatt billig Brötchen in Tüten zu schaufeln und dann wieder zu verschwinden, wollen sich die Leute heute hinsetzen und einen Kaffee zum belegten Brötchen trinken. Brauckmann sagt: “Die Kunden haben ganz andere Erwartungen als vor fünf Jahren.” Die Filialen werden größer und moderner. Giganten wie McDonald’s kriegen neue Konkurrenz.

Wie BackWerk den Discountern ausgewichen ist, und was das mit dem Fast-Food-Konsum der Deutschen zu tun hat, hab ich für Krautreporter aufgeschrieben:

“Unser täglich Schnitzelbrötchen”.

Foto: BackWerk


Heute gibt’s “Bayern Burger”! Lidl gestattet Snack-Besuch im Brötchenknast

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Ein Brot sagt mehr als tausend Worte. Das gilt erst recht, wenn es ein belegtes ist. Anfang November räumte Lidl vorübergehend eine Zelle in seinem Brötchenknast frei, um ein neuartiges Angebot der Konsumentenkontamination zuzuführen: den “Bayern Burger”. Oder wie’s untendrunter in dünnen schwarzen Buchstaben auf Aktionspreisschildneonrot stand:

“Nürnberger Rostbratwürstchen im Laugenbrötchen mit Senfsauce und Weißkrautsalat”.

Besagter “Bayern Burger” im roten Papiermäntelchen ist der vorläufig interessanteste Repräsentant einer Reihe belegter oder gefüllter Backwaren, mit denen Lidl seine immer riesiger werdenden Backtheken befüllt – eine Art “Snack der Woche”, der offiziell nicht so heißt (sondern “Aktion!” oder “nur für kurze Zeit” oder “kann Spuren von Ei, Schalenfrüchten, Soja, Sellerie und Sesamsamen enthalten”).

Vor der Laugenschöpfung konnten sich Kunden im Oktober bereits für Flammkuchen mit Speck und Zwiebeln bzw. Windbeutel mit Cremefüllung entscheiden. Im September gab’s Mini-Quiches mit Gemüsefüllung. Und im August, passend zur damaligen Griechenland-Aktionswoche, belegte Brötchen mit Hähnchen-Gyros im praktischen Soßenfang.

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Offensichtlich handelt es sich dabei um die nächste Stufe Aufbackrevolution des Neckarsulmer Discount-Supermarkts.

Zur Erinnerung: Der Brötchenknast war vor einigen Jahren der Auftakt eines Strategiewechsels in Richtung Supermarkt (mit einem vielfältigeren Angebot in höherwertigeren Läden). Und gleichzeitig ein ziemliches Risiko: Weil die riesigen Stationen bereits in der ursprünglichen Variante massig Platz im Laden belegten, der nicht mehr für andere Produkte zur Verfügung stand, an denen Lidl mehr verdienen kann (siehe Supermarktblog von 2011).

Tatsächlich entpuppte sich die Initiative aber als Erfolg. Und trug dazu bei, Kunden, die der Kombination aus Niedrigpreisen und frischen Brötchenduft nicht widerstehen konnten, von der Konkurrenz weg- und zu Lidl hinzulocken.

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Wie wichtig der stetig fortentwickelte Brötchenknast für Lidl ist, lässt sich sogar an den Informationssäulen ablesen, die modernisierte Filialen an den Parkplatzrand gestellt bekommen. Die Kundeninformation “Wir backen mehrmals täglich frisch für Sie” steht dort noch über den Öffnungszeiten der Filiale.

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Abgesehen davon hat der Ex-Discounter nicht nur Aldi gezeigt, wo das goldgelbe Buttercroissant hängt – nämlich nicht in den klobigen Aufbackschränken, aus denen der Erzrivale sein Backangebot im Süden der Republik herausklonken lässt. (Auch wenn deren Aussterben bereits beschlossen ist.) Insbesondere Ketten wie BackWerk und Back Factory sahen sich plötzlich dazu gezwungen, ihr Konzept neu auszurichten. Weil Kunden, wenn sie ihre Brötchen beim Discounter mitnehmen können, nicht mehr extra zum Back-Discounter gehen.

Viele kleine Anbieter haben ihre Öfen dichtgemacht; die großen betreiben heute quasi Fast-Food-Restaurants auf Backbasis, in denen man in der Fußgängerzonen einen günstigen Kaffee trinkt und ein belegtes Brötchen oder eine Käsestange verschlingt.

Das wird mittelfristig wohl auch so bleiben. Weil sicher niemand zu befürchten braucht, dass Lidl die Besuchszeit an seinen Brötchenknasts in nächster Zeit durch die Einführung gemütlicher Sitzugruppen verlängert. Mit dem regelmäßigen Snack-Angebot signalisiert der Discount-Supermarkt der Konkurrenz allerdings ein weiteres Mal, dass er sich gerne noch weiteres Stück vom Markt abzubeißen gedenkt.

Vom Discounter zum Vollbackversorger

Belegtes belegt bislang zwar nur eines der vielen Fächer in den “Kassettenregalen” (wie die modernen Brötchenknasts offiziell heißen). Das ließe sich aber schnell ändern – bei Bedarf sogar abhängig von der Tageszeit. Zum Beispiel, um mit einem regelmäßig angebotenen “Bayern Burger” oder der Gemüse-Quiche mehr Kunden in der Mittagspause in die Filialen zu holen, die vielleicht auch noch einen Salat oder ein Getränk mitnehmen. Und gleich die paar Sachen einkaufen, die sowieso auf dem Einkaufszettel stehen.

Außerdem dürfte Lidl – trotz Kampfpreisen zwischen 99 Cent und 1,99 Euro – an den Snacks etwas mehr verdienen als an einfachen Brötchen.

In jedem Fall entwickelt sich der Fast-Supermarkt immer stärker zum Vollbackversorger. Und arbeitet fleißig daran, das Konzept für seine europäischen Märkte den Gewohnheiten des jeweiligen Landes anzupassen.

Blog-Kollege Marcel Pohlig vom Snackblog hat sich im Sommer mal im Nordosten Spaniens, genauer: in Empuriabrava (Katalonien), in einer modernisierten Filiale umgesehen. Und entdeckt, dass Lidl dort aufwändig umgerüstet hat.

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Foto: M. Pohlig

Das Ergebnis ist eigentlich kein Brötchenknast mehr, sondern eine kleine Backburg mit unterschiedlichen Regalelementen, Fächern, Brotgräben und einer integrierten “Lidl to Go”-Ecke, die aus zwei Snack-Vitrinen mit Glastür besteht und sich durch eine Einrahmung in sanftem Rot vom angrenzenden Backpöbel abhebt:

“Dort gibt es einzeln verpackte Kuchenstücke, Muffins , Berliner Ballen und Donuts und hinter der Glastür auch heiße Produkte wie fertiges Hähnchen, warmes Apple Crumble, Blätterteig-Spinattaschen, überbackenes Sandwich. Pizza-Baguettes sind skurrilerweise kalte Produkte und im regulären Brötchenknast.”

Wer will, kann sich im spanischen Lidl also für den ganzen Tag vollversorgen, ohne der Belastung ausgesetzt zu sein, seine Backwaren selbst beschmieren zu müssen.

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Fotos: M. Pohlig

In Großbritannien gibt’s zwar keine Informationssäulen, auf denen Lidl seine Anstrengungen der Gebäck-interessierten Allgemeinheit mitteilen könnte. Im Zweifel reicht ja auch eine kecke Plakatwand wie hier in London:

“It’s bake up your mind time.”

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Die harte Realität im Laden daneben ist freilich ernüchternd: ein düsterer Verschlag mit den in Britannien nicht ganz unüblichen Frischluftkörben, aus denen sich jeder rausgrabbeln kann, was er mag. (Passt aber wunderbar zur noch völlig unrenovierten Filiale im Osten der Stadt, die ich angeschaut habe.)

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Eine Zwischenstufe testet Lidl in Kroatien, dem früheren Zuständigkeitsgebiet des heutigen Lidl-Deutschland-Chefs Marin Dokozic. Im kroatischen Brötchenknast wohnen die Aufbackwaren zwar ebenfalls in Körben, sind aber durch Glastüren niesgeschützt.

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Dazu werden Kunden sehr auffällig zur Benutzung der bereitgehängten Einmalhandschuhe animiert (was natürlich niemand macht; obwohl die Handschuhe in der Zweitverwertung sicher der Knaller sind, wenn man zuhause damit das gekaufte Baguette notoperiert, um ein Päckchen Kräuterbutter hinein zu transplantieren).

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Die Korbvariante hat freilich den Vorteil, nicht so viel Platz zu benötigen wie die Backstationen in deutschen Filialen mit ihren Eisenrüttlern und Krümelrutschen, die vorerst ausentwickelt zu sein scheinen.

Dafür bleibt jetzt ja mehr Zeit, sich mit der Burgerisierung des Inhalts zu beschäftigen.

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Und was wartet bei Ihrem Lidl Appetitliches in der Auslage auf die Kundenkontamination? Verraten Sie’s mir in den Kommentaren!

Großen Dank an Marcel für Bilder und Eindrücke. Lest Snackblog!

Fotos (wenn nicht anders gekennz.): Supermarktblog

Der Schöne und das Biest: Aldis halbe Discount-Revolution in Gladbeck

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Was hat ein durchschnittlicher Aldi-Markt mit dem Kölner Dom gemeinsam? Wenn man am einen Ende mit der Sanierung fertig ist, kann man am anderen eigentlich sofort wieder anfangen.

Und noch was: Bei beiden ging es bislang vornehmlich darum, ihren ursprünglichen Zustand zu erhalten. Im einen Fall, weil dem Eigentümer so ein neugebautes Imax-Kino im Hauptschiff vermutlich ganz und gar nicht in die (Neu-)Gotik passen würde. Im anderen, weil es insbesondere den Managern im Norden des zweibrüdrigen Discount-Imperiums schwer zu erklären war, dass es möglich sein sollte, ihr vor Jahrzehnten entworfenes Ladendesign noch besser zu gestalten.

Deshalb blieb bei der Modernisierung des Aldi-Nord-Filialnetzes vor einigen Jahren das meiste so, wie es war – nur ein bisschen weniger schrecklich verfliest und netter angestrichen (siehe Supermarktblog).

Inzwischen kann der Discounter sogar ganz ansehnliche Flachdachmärkte mit Tageslichtschimmer bauen, bei denen äußerlich nichts mehr an die braun geziegelten Architekturschandtaten von früher erinnert.

Nach drinnen hat sich dieser Sinneswandel bislang aber nur bedingt gewagt, auch nicht in frisch eröffneten Aldi Nords. Ja, sicher: heller ist’s. Doch die Kunden werden hinterm Eingang weiterhin auf die Sprintstrecke zum Ladenende geschickt, wo zur Belohnung ein Babybrötchenknast mit Aufbackwaren wartet, sofern die erste Ladung Aktionsware, Getränke und Süßkram unbeschadet passiert wurde.

Zurück geht’s ähnlich freudlos nach einer scharfen Kurve vor den Kühltheken …

… bis zum hochgebockten Obst und Gemüse, das leidlich mit bunt bedruckten Pappschildern aufgewertet vor den Kassen auf seine Verzehrerlösung wartet. (Ganz ähnlich sieht das im Aldi-Süden aus).

Im Großen und Ganzen ist ein Einkauf bei Aldi aber immer noch: ein Einkauf bei Aldi. Vielleicht aber nicht mehr lange. In einem Markt im nordrhein-westfälischen Gladbeck testet das Unternehmen seit einigen Monaten, was passiert, wenn man sich bei der Einrichtung ein klitzekleines bisschen mehr Mühe gibt. Dafür hat Aldi Nord nicht nur seine bislang eisern verteidigte Grundstruktur aufgegeben und dem Hausdesigner die Handschellen abgelegt, sondern veranstaltet auch ein deutlich aufwändigeres Obst- und Backtheater.

Wow, werden Sie als alter Werbe-Crack jetzt sagen, drei Überraschungen auf einmal! Das geht nun wirklich nicht. Geht aber doch:

Überraschung 1

Wenn Erzrivale Lidl seine Kunden nur wenige Meter nach Ladenbetritt hinter der Marmelade mit knusprigen Brötchen und tunkbaren Teilchen bezirzt, hilft nur eins: Aldi muss noch ein paar Schritte früher zu Kaffeepotte kommen. Voilà: die fabelhafte Baker Street! Das meterlange Backparadies öffnet sich direkt hinterm Eingang und drängt einem den frisch gebrühten Kaffee geradezu auf, während man daneben in die Auslage mit dem Zweitfrühstücksinhalt spickt: auf “Blätterteig-Kirschkissen”, “Käsetwister”, Joghurtdrinks und den “Pizzasnack Salami”.

Daneben geht’s direkt weiter mit einer klassischen Brötchenvollzugsanstalt (samt integrierter Brotschneidemaschine), die sich untrennbar mit dem daneben abgepackten Kuchen, Toast und Knäckebrot verschmolzen hat, auf die über der verschnörkelten Backreklame kleine Licht-Spots gerichtet sind – gerade so als müssten sie gleich noch Autogramme schreiben.

Wenige Meter davon entfernt mündet die Baker Street direkt in den neuen Place de Légumes, wo sich Obst und Gemüse in drei quer gestellten Auslagen mit Holzverkleidung in Schalen geworfen haben und trotz der Brot-Prominenz schon deshalb ganz cool bleiben, weil sich um sie herum bereits die ersten Ausläufer der beginnenden Kühlregallandschaft abzeichnen.

Im Grunde genommen hat Aldi Nord auf diesen paar Metern bloß das zusammengeführt, was sowieso zusammen gehört: alles Frische, Knusprige, Sofortverzehrbare. Aber alleine das sorgt dafür, dass der Discount-Einkauf unter völlig anderen Vorzeichen beginnt. Das ist (vor allem im Vergleich zu Lidl) zwar nichts grundlegend Neues, für Aldi jedoch ein Riesenfortschritt.

Überraschung 2

Die Rennpiste gibt’s immer noch. Aber sie wirkt in Gladbeck viel weniger rennpistig, weil sie nicht von einer endlosen Längsregalmauer begrenzt ist. Stattdessen macht Aldi direkt hinterm Brötchenknast Platz für Aktionstische und schiebt zur Auflockerung die ersten Querregale dazu, was den Markt sofort deutlich größer wirken lässt.

Das führt unweigerlich zur nächsten Premiere: den Mottoparty feierenden Regalköpfen, an denen Aldi erstmals Produkte platzieren kann, die besonders hervorgehoben werden sollen. Zum Beispiel, weil sie “Neu im Sortiment” sind, wie die irren Pastillen hier:

Oder weil’s eine schöne Abwechslung ist, das eigene Bio-Sortiment nicht mehr bloß zwischen den konventionellen Produkten in den Regalen zu versenken, sondern ein eigenes Plätzchen dafür zu haben, wo sich alles auf einen Rutsch vorzeigen lässt (und mit einem glücklichen Kind schmücken, das in einen noch glücklicheren Apfel beißt).

Falls Sie sich darüber hinaus schon immer gefragt haben, wie sich Discount-Manager einen richtig gelungenen “Mädelsabend” vorstellen: der Gondelkopf an der Weinabteilung verrät’s. Mit Toffifee, Schaumwein und Pistazien. (Reihenfolge egal?)

Überraschung 3

Tatsächlich scheint sich Aldi diesmal Gedanken darüber gemacht zu haben, wie sich der Discount-Einkauf grundlegend aufwerten lässt, ohne dabei die eigenen Grundprinzipien zu vernachlässigen.

Mindestens ebenso clever wie die Querreihen-Auflockerung des Ladens sind zum Beispiel die Trennwände in dunkler Holzoptik, die einzelne Sortimente voneinander abgrenzen und der dadurch möglich werdenden Warenhochstapelei etwas die Ramschigkeit nehmen. Weil man den nächsten Stapel ja gar nicht erst sieht.

Und was muss das für ein Spaß gewesen sein, als der Markt-Designer den (platz-)sparenden Traditionsbewahrern im Management vorgeschlagen hat, anderthalb Kubikmeter Platz für ein Gittertisch-Ensemble vor der Kühltheke zu verschwenden, auf dem fast nichts liegt – außer den sechseinhalb Zutaten für das dort angeschriebene “Rezept der Woche”.

Zur Dauereinrichtung dürfte der (anderswo auch schon gefloppte) Rezepttisch eher nicht werden. Aber was zählt, ist der Ruck: Aldi hat geschnallt, dass es nicht immer gleich einem Hochverrat am Discount-Prinzip gleichkommt, mal was Neues auszuprobieren.

Leider war, als dieser Schwung wieder nachgelassen hat, in Gladbeck immer noch die zweite Hälfte des Markts übrig.

Keine Überraschung

Und die sieht aus, wie zweite Markthälften bei Aldi halt so aussehen. Zum vorsorglichen Trost: Goethe, bitte!

Vom Gemüse befreit sind Gang und Fläche,
Von Gittertisch zu Gittertisch reicht hier der triste Blick;
Am Eingang grünte noch das Hoffnungs-Glück;
Doch der alte Albrecht, in seiner Schwäche,
Holt schnell die bekannte Last zurück.

Das geht so natürlich alles nicht. Der Kundschaft erst schöne Brezeln machen, einen Kaffee brühen und die Gemüse-Vielfalt um den Einkaufswagen hindrapieren, nur um sie dann, kaum sind die hübsch separierte Fisch- und Fleischkühlung passiert, eiskalt in die bekannte Tristesse der endlosen Aktionswarensteppe zu stoßen, an deren Ende nun auch noch die Obst-Wiedergutmachung fehlt.

Alles, wirklich alles, was der Gladbecker Markt in der ersten Ladenhälfte aufgebaut hat, reißt er auf dem Rückweg zur Kasse wieder ein. Gerade so als habe der Designer von einer Sekunde auf die nächste gemerkt, dass er noch Resturlaub abbauen müsse, und sich auf Nimmerwiedersehen in die Ferien verabschiedet.

Über die “Aktuellen Angebote” auf meterlang aneinander gerückten Grabbeltischen lässt sich gerade noch so in eine bessere Discountwelt hinüber schielen. Aber um auch andere Filialen aufzuwerten, taugt das in Gladbeck eindrücklich demonstrierte Halbversagen gewiss nicht.

War angenehm mit dir, holder Aldi. Aber du musst dich schon entscheiden: Schöner Discounter oder weiter ein Biest?

Fotos: Supermarktblog

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Aldi Süd oder Aldi Nord – wer hat das frischere Aufbackrezept?

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Aldi Nord und Aldi Süd mögen zwar separate Unternehmen sein, am Ende überwiegen bei Strategie, Sortimentsaufteilung und Werbung jedoch oft die Gemeinsamkeiten. Mit einer Ausnahme: Die Albrecht-Ableger verfolgen im Discount grundlegend andere Aufbackwege. Welche der Taktiken geht gut auf? Und wer muss womöglich bald andere Pläne kneten? Ein Vergleich in zwei (relativ) neu eröffneten Märkten.


Das Aldi-Süd-Rezept

Zutaten:

  • 1 unsichtbarer „Backofen“
  • 3 mannshohe Metallplatten
  • 15 Druckknöpfe
  • 10 bis 15 laufende Meter Holzverkleidung (aus dem Baumarkt)
  • 1 Kühlregal

So wird’s gemacht: Die Metallplatten schwarz lackieren, mit Riesenbrezeln dekorieren und vor den unsichtbaren „Backofen“ schrauben. Kühltheke daneben platzieren und ruhen lassen. Währenddessen Druckknöpfe einfetten. Die Holzverkleidung zurecht sägen und um das Backensemble legen, sodass sämtliche sichtbaren Ränder bedeckt sind. Aufbackware in den unsichtbaren „Backofen“ einlegen und nach Kundenknopfdruck herausklonken lassen.

So wird’s serviert: „immer frisch von früh bis spät“, lautet das sehr klein geschriebene Versprechen auf dem nagelneuen Backtresor in der schick designten Unterhachinger Aldi-Süd-Filiale bei München. Den Kunden bleibt nichts anderes übrig, als das zu glauben. Selbst überzeugen dürfen Sie sich von der verheißenen Frische erst, wenn ihnen die bestellte Backware in den dafür vorgesehenen Ausgabeschlitz geschossen wurde.

„Das Betätigen einer Taste verpflichtet zum Kauf“,

mahnt ein gleich mehrfach auf der metallenen Front angebrachter Schriftzug (dessen rechtliche Gültigkeit zumindest in Zweifel gezogen werden darf).

Die modernisierte Variante des vermeintlichen „Backofens“ mag nicht mehr ganz so trist aussehen wie ihr beiger Vorfahre. Der Inhalt bleibt mit gerade einmal 13 Aufbackprodukten aber weiter übersichtlich: Brötchen, Baguette und Ciabatta, zweimal Lauge, Croissants (mal süß, mal süßer) und die Pizza-Snacks „Margherita“ und „Classico“ werden per Knopfdruck heiß gefönt – letztere noch dazu „in praktischer Schale für Entnahme und Transport!“ Hier, bitte:

Selbige Schale, ein Papierkarton mit Plastikfoliengrundierung gegen die Durchfettung, schmälert die Händlermarge des ohnehin günstigen Snacks (zu 79 Cent) zusätzlich. Und sorgt beim Kunden, zusammen mit der Klarsichttüte, in die sie rutscht, für ein schlechtes Müllgewissen.

Maximale Auswahl scheint für Aldi Süd bei seiner Aufbackstrategie schon mal nicht im Vordergrund zu stehen, eher die (verhältnismäßig neue) Kombination des Backtresors mit der kalten Theke nebenan, in der Smoothies, Säfte, Salate, Joghurts, geschnittenes Obst, Wraps und Sandwiches darauf warten, vom eiligen Mittagspäusler zur Kasse getragen zu werden. (Ohne Knopfdruck.)

Kann natürlich auch sein, dass Aldi Süd damit bloß zu kaschieren versucht, was für eine doofe Idee das damals war, sich Maxi-Backmonster in die Läden zu stellen, aus denen dann bloß ein Mini-Sortiment verkauft werden kann.


Das Aldi-Nord-Rezept

Zutaten:

  • 2 Brötchenknastfassaden mit jeweils 4 Zellenreihen
  • 10-12 Eisenrüttler (nach Bedarf)
  • Krümelrutschen, Plastiktrenner
  • 1 Brotschneidemaschine
  • 1 geheimnisvolle Zaubertür

So wird’s gemacht: Zellen für die Füllung mit Krümelrutschen auskleiden und Plastiktrenner einsetzen. Gründlich mit den Brötchenknastfassaden vermengen und in die Filiale stellen. Brotschneidemaschine am Rand festdrücken. Hinter der geheimnisvollen Zaubertür verschwinden, um Aufbackware vorzubereiten; in die dafür vorgesehenen Zellen stopfen.

Bitte servieren: „Mein Bestes“, schreibt Aldi Nord auf eine verschnörkelte Tafel über seinen doppelten Brötchenknast, aber „Mein Meistes“ wäre auch nicht falsch gewesen. In der frisch eröffneten Brandenburger Filiale am Vorortwaldrand von Hohen-Neuendorf, die sich am Gladbecker Design orientiert (siehe Supermarktblog), backt der Discounter alles auf, was die Tiefkühlung hergibt: Franzbrötchen, Apfelecken, Käse-Zwiebel-Brötchen, Fitnessstangen, Dinkelschrippen, Chia-Brot – und simple „Bäckerbrötchen“ dürfen auch nicht mehlen fehlen. Selbst wenn die dafür verwendete Rohlinge bestenfalls beim Transport in die Filiale mal an einem Bäcker vorbeigefahren sind.

42 – zweiundvierzig! – unterschiedliche Aufbackprodukte zählt der staunende Brötchenknastgast, alleine acht Brotsorten, zwei davon in Bio-Qualität.

Das ist vielleicht doch nicht die Antwort auf alles. Aber zumindest auf die Aufbackstrategie der Discount-Schwester: Nord bringt mehr als dreimal so viele Artikel wie die Süd auf ungefähr derselben Backstrecke unter – und kriegt daneben auch noch eine Brotschneidemaschine gestellt. Konkurrent Lidl treibt inzwischen einen vergleichbar hohen Aufwand, bleibt bei der Artikelzahl aber ebenfalls hinter Aldi Nord und benötigt für seine großzügigeren Brötchenknasts deutlich mehr Platz.

Freilich hat die Nord-Lösung auch gravierende Nachteile: Zum Beispiel viel mehr (Personal-)Aufwand bei der kontinuierlichen Warenbeschüttung, im Zweifel bis in den Abend hinein, wenn die Wegwerfgefahr kurz vor Ladenschluss gefährlich ansteigt.

Mittelfristig droht Aldi Nord zudem wohl die Befreiung zusammengepferchter Croissants durch engagierte Backtivisten. Von artgerechter Gebäckhaltung lässt sich in vielen Zellen aktuell jedenfalls kaum sprechen:


Fazit: Wer backt besser?

Auswahl oder Aufbacksimulation – was trifft den Geschmack der Discountkunden besser? Keine Frage: Das hölzern ummantelte Snack-Ensemble in den Süd-Märkten fügt sich hervorragend ins aufgemöbelte Ladendesign ein und sieht schick aus.

Aber wenn man sich von den Familienpartys leiten lässt, die sich freitagnachmittags vor den Brötchenknastzwillingen in der Brandenburger Nord-Filiale ereignen, dann kriegt der bislang eher nicht für seine Innovationen bekannte kleinere Aldi-Bruder seine Strategie wohl besser gebacken. Dass man als Kunde dabei nicht unnötig Wert auf eine ansprechende Produktpräsentation legen darf, scheint dem zumindest nicht im Wege zu stehen.

Immerhin sind sich die Discount-Geschwister bei der Positionierung des Bäckerersatzes einig: ganz weit vorne im Laden.

Am Ende sieht es aber ganz danach aus, als ob Aldi Nord diesmal flexibler auf die Wünsche der Discountkundschaft zu reagieren wüsste. So flexibel, dass der noch vor wenigen Monaten zum Standard ernannte, aber – aus verständlichen Gründen – wohl wenig genutzte Kaffeeautomat in der Filiale in Hohen-Neuendorf von vornherein weggelassen wurde.

So ein Zeitschriftenregal passt ja als Lückenfüller auch ganz gut an die Schrippenfront:

Fotos: Supermarktblog"

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Rewe im Testmodus: „deli am Markt“ kommt auch auf kleinen Flächen, wechselnde Designs für „Beste Wahl“

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Bitte verwechseln Sie das nicht: „Neu-Delhi“ ist die Hauptstadt Indiens, „deli – neu!“ dagegen Rewes aktuelle Strategie, seine Supermärkte mit Snacktheken aufzuwerten. Erstere lässt Besucher auf der königlichen Promenade Rajpath vom Rashtrapati-Bhavan-Palast zum India Gate promenieren. Die zweite lockt Günstigspeiser an der Leberkäsvitrine vorbei zur Bepilgerung in die angedockte Aufbackallee.

Und zwar nicht nur unabhängig vom neuen Ladendesign, das Rewe derzeit in mehreren Varianten testet. Sondern auch in Märkten, die eigentlich nicht viel Platz zu verschenken haben.

Zum Beispiel im neuen Rewe City, der vergangene Woche in Halle an der Saale auf übersichtlichen 1000 Quadratmetern mitten in der Stadt eröffnet hat (siehe Supermarktblog) – noch im alten Rewe-Ladendesign, das im Vergleich mit den deutlich rausgeputzten Testläden drinnen ziemlich fossil und dröge aussieht.

Schon am Eingang wirbt Rewe für das eingebaute Thekenbistro „deli am Markt“, das die bekannte eingeschränkte Speisenauswahl zu Discount-Kampfpreisen bereithält: Pasta für 3 Euro, Burger für 2 Euro, Bockwurst, Boulette und Leberkäs für 1 Euro. Günstiger geht nicht, leckerer schon. Aber offensichtlich sind die „deli“-Austüftler der Meinung, mit dem Billig-Lunch Kunden anlocken zu können. (Auch wenn das, ich wiederhole mich da gerne öfter, ü-ber-haupt nicht zum Nachhaltigkeits-, Öko- und Qualitäts-Image passt, um das sich die Supermarktkette sonst bemüht.)

Vor allem scheint sich die Idee durchzusetzen, den mit Aufbackwaren befüllten Brötchenknast von der Ladenfläche an den Eingang zu holen und dort mit dem „deli“ zusammenzulegen. Das spart Personalgerenne. Und die Kunden sind’s ja eh gewöhnt, Backwaren vor bzw. hinter der Kasse zu kriegen – nur halt nicht mehr in Bedienung vom Bäcker (bzw. „Bäcker“), sondern im Selbstangelverfahren aus der Gitterzelle.

In Halle ist der Übergang von der Theke zur Brötchenzuchtanstalt besonders anschaulich umgesetzt:

Das mag praktisch sein für alle, die nicht viel einkaufen wollen. Ob sich Rewe aber einen Gefallen damit tut, Kunden erst mit Niedrigpreis-Mittagessen anzulocken, und sie dann nicht mal mehr für Zusatzkäufe durch den Laden zu lotsen, ist eine andere Sache.

Und wenn die Kette weiter damit ernst genommen werden will, dass ihr ehrlich etwas daran liegt, unnötiges Plastik beim Einkauf zu vermeiden (wie mit der Abschaffung der Plastiktüten bzw. der Suche nach alternativen Verpackungen bei Obst und Gemüse), wäre es notwendig, Milka-Schokoladen-Donuts im Brötchenknast nicht mehr ausschließlich im plastikverschalten Vorratspack anzubieten. (Weil das nämlich die übrigen Bemühungen unglaubwürdig erscheinen lässt.)

Wie sehr Rewe sich derzeit im Testmodus befindet, belegt auch die Neugestaltung der Eigenmarke „Beste Wahl“, die gerade ihre Barockheit abgewöhnt kriegt. Neu gestaltete Pizzakartons ließen bereits vor einigen Wochen erahnen, dass das neue Design bunter und weniger streng ausfallen wird (siehe Supermarktblog).

Ganz zufrieden war man in Köln damit aber wohl noch nicht.

In der Tiefkühltruhe sind seitdem weitere Design-Varianten aufgetaucht, die darauf schließen lassen, dass die Neugestaltung entweder als fließender Prozess gestaltet ist. Oder dass man sich am Rivalen Edeka orientiert, der sich bei seiner Mittelmarke „Edeka“ erst gar nicht mehr auf ein einheitliches Design festlegt, sondern die Produkte je nach Sortiment unterschiedlich peppig verpackt.

Rewes Beste-Wahl-„Carne Steinofenpizza“ sieht auf Holzoptik foodgestyled jedenfalls schon wieder deutlich weniger nach dem knallbunten Penny-Discount-Design aus, das die Tiefkühlgeschwister daneben umhüllt.

Auch das neue Marken-Logo ist nochmal leicht angepasst worden. Der rote Blob durfte bleiben, unter dem Rewe-Schriftzug steht „BESTE WAHL“ nun aber in Großbuchstaben – jedenfalls auf den ebenfalls neu designten Müsli-Packungen, die ebenfalls auf Einheitlichkeit pfeifen (auf dem Foto: neu, alt, neu, neu).

Die Chancen, dass es zumindest bei der jetzigen Logo-Variante bleibt, stehen vermutlich nicht schlecht. Zumindest hat Rewe sie bereits in sein Eigenmarken-Erklärensemble aufgenommen, das von der Marktdecke baumelt und auf einen Blick einordnen soll, wodurch sich die unterschiedlichen Marken auszeichnen (Rewe Bio – „natürlich“, Rewe to Go – „schnell“, Rewe Regional – „nah“, ja! – „günstig“, Rewe Beste Wahl – „vielfältig“, Rewe Feine Welt – „besonders“).

Danke an Cheval A. und Marcel P. für die Hinweise!

Fotos: Supermarktblog"


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Adieu, alter Aufbackapparat! Aldi Süd schöpft sich „Meine Backwelt“

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Wir haben uns hier versammelt, um einem ganz großen zu gedenken, einem ganz großen Irrtum: Aldis „Backofen“, der den Discount-Kunden im Süden der Republik fast ein Jahrzehnt, nun ja: Dienste geleistet hat.

Bereits kurze Zeit nach ihrer Einführung brachten die riesigen Backtresore den Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks auf die Palme (siehe Supermarktblog von 2011), weil der nicht hinnehmen wollte, dass Aldi behauptete, in den Automaten würde tatsächlich „gebacken“ (anstatt bloß aufgetaut und angebräunt, wie die Kritiker meinten). Der vor Gericht ausgetragene Streit endete nach Jahren damit, dass man sich darauf einigte, sich nicht einigen zu können. Aldi darf weiter damit werben, in den „Backöfen“ zu backen.

Dennoch deutete sich bereits vor einem Jahr an, dass die Zeit der monströsen Apparate bald vorbei sein würde. Damals erklärte Aldi, in rund 70 Filialen Alternativen zu testen, nämlich „die Auslage von Brotwaren in Theken“, wie die „Allgemeine Bäcker Zeitung“ es formulierte. (Wir sind hier ja unter uns und sagen der Einfachheit halber: Brötchenknast.)

Auf Supermarktblog-Anfrage bestätigt eine Aldi-Süd-Sprecherin:

„Es ist richtig, dass die Unternehmensgruppe ALDI SÜD aktuell verschiedene Backsysteme testet, darunter auch das Manuelle Backen in ausgewählten Filialen. Im Rahmen der Tests prüfen wir auch mögliche Sortimentserweiterungen im Bereich Backwaren. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zur Zeit darüber hinaus keine weiteren Angaben machen möchten.“

Das heißt: Offiziell mag Aldi Süd seinen „Backöfen“ immer noch keinen Korb geben.

Dennoch ist es höchste Zeit, den Apparaten ein leises Adieu hinterher zu rufen und sich noch einmal die schönsten schrecklichsten Bilder der vergangenen Jahre anzusehen (bzw. natürlich: den Ersatz, zu dem Aldi Süd bislang „keine weiteren Angaben“ machen möchte – obwohl die Lösung durchaus zu Angebereien berechtigen würde; gleich mehr dazu ).

Der Backtresor

„Bitte pro Stück entsprechende Taste 1x drücken“, „Das Betätigen einer Taste verpflichtet zum Kauf“, und nach „Entnahme der Backwaren“ nicht vergessen, die „Hygienehandschuhe“ in den alleruntersten Schlitz des Aufbackschranks zu entsorgen. Wer dachte, der Einkauf von Brot und Brötchen sei eine relativ unkomplizierte Angelegenheit, wurde vom „Backofen“ bei Aldi Süd stets eines Besseren belehrt: Erst lesen, dann drücken, dann warten. Klonk.

Klonk – Geräusch, das nach Betätigung der Taste an einem Aldi-Aufbackautomaten durch das Herausfallen des angeforderten Aufbackartikels in die Auffangschale entsteht.

Auf dem Papier mag der „ALDI-Backofen“ nach einer hervorragenden Erfindung ausgesehen haben: ein Apparat, der auf Knopfdruck automatisch „frische“ Brötchen lieferte, relativ wenig Ausschussware produzierte und keinen großen Personalaufwand benötigte – eine clevere Lösung.

Jedenfalls so lange man nicht direkt vor der massiven Ockerwand stand, einen der hässlichen blauen Knöpfe drücken musste und sich vorzustellen begann, welche Wichtel im Innern der Apparatur gerade geweckt wurden, um ein läppisches Weizenbaguette in den Ausgabeschacht zu schieben.

Richtig warm geworden sind viele Kunden mit den Backtresoren (ähnlich wie die ausgespuckten Brötchen) jedenfalls nie.

Der erweiterte Backtresor

Daran half auch die spätere Sortimentsausweitung auf mehr als sieben Artikel nichts. Das größte Manko der Aldi-Anschaffung war und blieb, dass sie ihre durchaus verzehrbaren Produkte bestmöglich vor der Kundschaft versteckte – was gerade beim hochsensorischen Backwarenkauf problematisch ist.

(Wie jeder weiß, der in der Schlange beim Bäcker schon mal hinter einem Laugenbrezel-Salzkörnerabzähler stand oder selbst gerne ausführlichst die Schrippen in der Auslage auf den richtigen Bräunungsgrad untersucht.)

Konkurrent Lidl war da schlauer und zimmerte sich trotz vermutlich zweifelhafter Rentabilität frühzeitig riesige Brötchenknasts in die Filialen – um Kunden anzulocken, und weil es sich insgesamt gleich viel angenehmer einkauft, wenn es im ganzen Laden nach frischen Brötchen duftet.

Das Backtresor-Snack-Ensemble

In einem letzten Rettungsversuch verpasste Aldi Süd seinen „Backöfen“ für neu gestaltete Filialen eine edlere Front und integrierte sie in ein holzvertäfeltes Ensemble aus abgepackten Backwaren (Brot, Brötchen, Kuchen) auf der einen und gekühlten Snacks (Säften, Salaten, Sandwiches) auf der anderen Seite.

Im direkten Vergleich mit den Bemühungen der Discount-Schwester im Norden half aber auch das wenig – das Supermarktblog-Rennen um die schlauere Aufbacktaktik entschied Aldi Nord im vergangenen Jahr klar für sich.

Der Luxus-Brötchenknast

In wenigen Jahren dürfte der Backtresor nur noch eine kuriose Randnotiz in der Discount-Geschichte sein. Zumindest wenn man sich ansieht, wie sich Kunden auf das Aufbackangebot stürzen, das Aldi Süd in seinem schicken neuen Brötchenknast „Meine Backwelt“ unterbringt.

Das Angebot ist in jeglicher Hinsicht das Gegenteil der „Backöfen“ – eine große, offene Theke bietet unter Brezelherzen-Logo über 30 Artikel zur Auswahl, die sich Kunden selbst in die Tüte rütteln können, so wie sie es von der Konkurrenz gewöhnt sind. Einige Zellen sind (noch) mit häufig gekauften Artikeln doppelt belegt. Eine Erweiterung des Sortiments wäre aber problemlos möglich. (Das oben abgebildete Thekenexemplar verfügt, wenn ich richtig gezählt habe, über 64 Einzelfächer.)

Die Integration in ein Abpack-Backwaren- und Snack-Ensemble („Coolbox“) – inklusive Brotschneidemaschine – scheint Aldi Süd beibehalten zu wollen, und ist damit plötzlich vielen Wettbewerbern voraus, die ihre vorrangig zu Snack-Zwecken einkaufende Kundschaft einmal durch den halben Laden schickt, um Salat, Smoothie und Schrippe nacheinander abzuholen.

Nur der Transfer in andere Filialen dürfte nicht so einfach werden. In jedem Fall werden Anpassungen des Konzepts nötig sein, weil vielerorts der Platz fehlt, um vier Meter „Meine Backwelt“ auf der Verkaufsfläche unterzubringen – zumal dort im Zweifel auch noch aufgebacken werden muss, weil kein separater Raum für Vorbereitung, Lagerung und Zellenbefüllung zur Verfügung steht.

Möglicherweise ändert das Aldi Süd (wie einst Lidl) im Zuge der angekündigten Filialmodernisierungen, die bis 2019 umgesetzt sein sollen.

In jedem Fall ist „Meine Backwelt“ ein sehr viel zeitgemäßeres Konzept als der bisheriger Aufbackirrtum. Und ein untrügliches Zeichen dafür, dass Discount im Jahr 2018 deutlich viel mehr Komplexität riskieren muss, um den Kundenbedürfnissen zu entsprechen, als das noch vor zehn Jahren der Fall war. Adieu, alter Aufbacktresor! Wir werden dich nicht vermissen.

Mehr zu den Modernisierungen bei Aldi Süd steht bald im Supermarktblog.

Fotos: Supermarktblog"

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